Straßenfest ohne Lesbenberatung!
15.06. – „Nach kontroversen Diskussionen“, schreibt die Lesbenberatung Berlin e.V. in einer heute herausgegebenen Stellungnahme, habe sie sich dazu entschieden, dieses Jahr nicht am Lesbisch-Schwulen Stadtfest teilzunehmen. Natürlich gilt das auch für LesMigraS, den Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung.
Viele Jahre waren beide Vereine mit einem großen Info-Stand und mit Redebeiträgen auf der FrauenLesbenTrans*-Bühne vertreten. Doch die Unzufriedenheit mit dem Stadtfest war ständig gewachsen. Und zwar trotz „versuchter Auseinandersetzungen mit den Organisator_innen, dem Regenbogenfonds der Schwulen Wirte e.V.“.
Der Auslöser für den Rückzug der Lesbenberatung war letzten Endes nun das diesjährige Plakat des Stadtfests. Das darauf abgebildete Frauenpaar (siehe Abbildung) sorgte für Proteste von verschiedenen Seiten, unter anderem, weil die arabische Übersetzung des Mottos „Gleiche Rechte für Ungleiche“ zum einen nicht korrekt übersetzt und zweitens auch noch spiegelverkehrt abgedruckt ist. Die Lesbenberatung kritisiert darüber hinaus: „Die Zeichnung von zwei sich küssenden Frauen ist stereotypisierend und repräsentiert Lesben und/oder Muslima als Publikum des Festes, allerdings ohne dafür zu sorgen, dass diese keiner sexistischen und rassistischen Diskriminierung ausgesetzt sind. Wir kritisieren die Praxis, andere nach eigenen (stereotypen) Vorstellungen darzustellen statt sie selbst zu Wort kommen zu lassen.“
Außerdem hätten die SprecherInnnen des Vereins seit längerem darauf hingewiesen, dass sich ein Teil ihrer Zielgruppe auf dem Stadtfest nicht wohl fühle und dadurch zunehmend fernbleibe. Regelmäßig seien „trans*diskriminierende, sexistische, rassistische und islamophobe Übergriffe“ vorgekommen. Eine adäquate Reaktion auf all diese Vorfälle vonseiten der OrganisatorInnen des Stadtfests wird bis heute vermisst. Da genüge auch nicht die Einrichtung einer SOS-Nummer, auch wenn diese Maßnahme von der Lesbenberatung begrüßt wurde. Die Notwendigkeit von klaren Strategien und Strukturen, um mit Gewalt- und Diskriminierungsfällen umzugehen, ist damit eben noch nicht vom Tisch.
Die angeführten Gründe führten dazu, dass sich „ein Teil von lesbischen/bisexuellen Frauen und Trans*, darunter auch unsere Mitarbeiter_innen, auf dem Stadtfest nicht repräsentiert und sicher fühlen. Die Einbeziehung unterschiedlicher Lebensrealitäten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* kann nur dann funktionieren, wenn es eine partizipative und antirassistische Praxis gibt, Räume diskriminierungssensibel gestaltet werden und eigene Privilegien reflektiert werden. Schwarze, People of Color und Menschen mit Migrationsgeschichte dürfen nicht nur als Vorhängeschild, Opfer und/oder Vorführfiguren dargestellt werden. Dafür setzen wir uns in der Lesbenberatung seit Jahrzehnten ein.“
Bleibt zu hoffen, dass der Dialog zwischen Lesbenberatung e.V. und dem Regebogenfonds bald wieder aufgenommen wird.
fh
Lesbenberatung Berlin e.V. , Kulmer Str. 20a, 10783 Berlin,
www.lesbenberatung-berlin.de
Ansprechpartnerin: Jennifer Petzen
LesMigraS, Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V., www.lesmigras.de