Pride weltweit

Verhaftungen beim Pride in Russland und der Ukraine

28. Mai 2013 Modest Adam
AktivistInnen in Moskau, genauer gesagt: festgenommen und in der „Grünen Minna” (Polizeibus)

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew fand am Samstag unter einem massiven Sicherheitsaufgebot der erste Gay-Pride in der Geschichte des Landes statt. Etwa hundert AktivistInnen widersetzten sich dem gerichtlichen Verbot und kamen zu einem 20-minütigen Marsch außerhalb des Stadtzentrums zusammen. Internationale Unterstützung bekamen sie auch aus Deutschland, Dänemark und Norwegen. Deutlich mehr Polizeibeamte als Aktivisten mussten vor Ort sein, um ca. 400 bis 500 Gegendemonstranten auf Abstand zu halten. Einige von Ihnen wurden festgenommen.

Vor der Parade hat ein ukrainisches Gericht die Kundgebung in Kiews Zentrum verboten. Bei der Stadtverwaltung sollen mehr als 500 Beschwerden über die geplante Homosexuellen-Parade eingegangen sein. Mehr als 60 Parlamentarier unterzeichneten einen Aufruf für ein generelles Verbot von Homosexuellen-Veranstaltungen im Mai und Juni.

Anders als beim Pride in Kiew, wurden in Moskau ca. 30 TeilnehmerInnen der Parade festgenommen. Unter Ihnen die bekannten Aktivisten Nikolai Alekseev und Yury Gavrikov. Obwohl der Pride in Moskau im letzten Jahr offiziell für die nächsten 100 Jahre, bis Mai 2112, verboten wurde, entschlossen sich die Teilnehmer zu einer Protestaktion. Nachdem sie Banner und Regenbogenfahnen vor der Duma, dem russischen Parlament, entrollten, stürzten sich die PolizistInnen auf die AktivistInnen und führten sie nacheinander ab. Mehrere DemonstrantInnen wurden von NationalistInnen und MitgliederInnen der „orthodoxen Bürgerwehr” angegriffen.


Unter anderem wollten die TeilnehmerInnen mit ihrem Marsch gegen das Gesetz protestieren, welches „homosexuelle Propaganda” verbietet und das öffentliche Informieren über Homosexualität unter Strafe stellt. Über das Gesetz soll schon bald abgestimmt werden, bevor es dann auf nationaler Ebene in Kraft treten kann. In über 10 Regionen, darunter St. Petersburg, wird es bereits angewendet.

Der Pride in diesem Jahr habe außerdem noch eine ganz besondere Bedeutung, erklärt der Aktivist Yury Gavrikov. „Vor 20 Jahren hat das russische Parlament das Gesetz zur Kriminalisierung der Homosexualität aufgehoben, welches dazu benutzt wurde tausende Menschen während der sowjetischen Herrschaft zu verhaften. Heute bewegen wir uns wieder rückwärts.”

Nikolai Alekseev ist zwar enttäuscht, weil er sich vor 8 Jahren einen größeren Zuspruch durch seine Aktionen erhofft hatte, will aber dennoch nicht aufgeben. Auf seiner Facebook Seite heißt es: „Die Pride-Bewegung ist in Russland nicht mehr zu stoppen. Mit dem 8. Pride haben wir gezeigt, dass wir uns nicht einschüchtern lassen. Jetzt schauen wir alle auf den Pride in St. Petersburg am 29. Juni. Lasst uns Yury Gavrikov unterstützen. Auch er wurde gestern in Moskau brutal festgenommen und ist entschlossen, den Pride in St. Petersburg abzuhalten. Happy Pride!”

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