Trauer

Mario Wirz ist im Alter von 56 Jahren in Berlin verstorben. Rosas Gedicht auf den Schriftsteller hier

3. Juni 2013
Mario Wirz c Huy Don Ho Pham

Noch im April stand im Siegessäule-Interview: „Ich weiß, dass ich in diesem Jahr sterben werde, aber diese Gewissheit bleibt seltsam abstrakt und unglaubwürdig.“ So sprach Mario Wirz selbst über seinen bevorstehenden Tod, auch darüber, wie belastend der Gedanke war, seinen Partner André eines Tages zurückzulassen. Am 30. Mai ist Wirz in Berlin gestorben.

Bekannt wurde der Schauspieler, Regisseur und Autor Anfang der 90er Jahre mit seinem Buch „Es ist spät, ich kann nicht atmen – ein nächtlicher Bericht“. Darin verlieh er der (eigenen) Angst nach seiner Diagnose „HIV-positiv“ und dem andererseits unbändigen Überlebenswillen Worte, Sprache, Kraft.

„Mein Glaubensgebäude ist bunt und luftig, mit offenen Türen und Fenstern in allen Himmelsrichtungen“

Wirz war zweifellos ein beherzter Kämpfer, der sich nie scheute, die Dinge beim Namen zu nennen, zudem mit virtuosem Sprachgefühl versehen – und leisem bis sarkastischem Humor. Sein letztes Buch, das er zusammen mit Christoph Klimke veröffentlichte, trug den fast trotzigen Titel „Unwiderruflich glücklich“.

Konsequenterweise waren auch viele seiner Gedankengänge im oben genannten Interview sehr bejahend: „Mein Glaubensgebäude ist bunt und luftig, mit offenen Türen und Fenstern in allen Himmelsrichtungen“. Was für ein schönes, hoffnungsvolles Bild!

Rosa von Praunheim hat dieses Gedicht geschrieben, das den schwer fassbaren Verlust deutlich macht.

Mario war ein Wunder

Er konnte lachen wie ein Panther

Wie eine Muschel

Wie eine Libelle

Und wenn die Wörter aus seinem Mund

flogen, dann waren sie wie Musik

so wohlgestaltet wie sein Herz

das blutend leiden musste

ein Leben lang

Wehmut war ihm in die Wiege gelegt

Und leise Melancholie

Die er frech übertönte

Mit seiner tiefen Stimme

Warum liebten ihn alle

Warum sangen wir vor seinem Fenster

In seinen letzten Stunden

Und warum sitzt er in unseren Gedanken

So tief, so schmerzlich

So schön für immer und ewig—

Weil er lieben konnte

Wie wenige von uns

Deshalb ist er ein König

Mit einer Krone aus Wörtern

So schön und reich

Dass sie uns begleiten

In unseren letzten Stunden.

Mario , der Zauberer

Er verzaubert uns,

die Tauben

Den Sand auf Rügen

Und unsere Hände und Augen, die sich

Nach ihm sehnen.

Dein Rosa

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