Mario Wirz ist im Alter von 56 Jahren in Berlin verstorben. Rosas Gedicht auf den Schriftsteller hier

Noch im April stand im Siegessäule-Interview: „Ich weiß, dass ich in diesem Jahr sterben werde, aber diese Gewissheit bleibt seltsam abstrakt und unglaubwürdig.“ So sprach Mario Wirz selbst über seinen bevorstehenden Tod, auch darüber, wie belastend der Gedanke war, seinen Partner André eines Tages zurückzulassen. Am 30. Mai ist Wirz in Berlin gestorben.
Bekannt wurde der Schauspieler, Regisseur und Autor Anfang der 90er Jahre mit seinem Buch „Es ist spät, ich kann nicht atmen – ein nächtlicher Bericht“. Darin verlieh er der (eigenen) Angst nach seiner Diagnose „HIV-positiv“ und dem andererseits unbändigen Überlebenswillen Worte, Sprache, Kraft.
„Mein Glaubensgebäude ist bunt und luftig, mit offenen Türen und Fenstern in allen Himmelsrichtungen“
Wirz war zweifellos ein beherzter Kämpfer, der sich nie scheute, die Dinge beim Namen zu nennen, zudem mit virtuosem Sprachgefühl versehen – und leisem bis sarkastischem Humor. Sein letztes Buch, das er zusammen mit Christoph Klimke veröffentlichte, trug den fast trotzigen Titel „Unwiderruflich glücklich“.
Konsequenterweise waren auch viele seiner Gedankengänge im oben genannten Interview sehr bejahend: „Mein Glaubensgebäude ist bunt und luftig, mit offenen Türen und Fenstern in allen Himmelsrichtungen“. Was für ein schönes, hoffnungsvolles Bild!
Rosa von Praunheim hat dieses Gedicht geschrieben, das den schwer fassbaren Verlust deutlich macht.
Mario war ein Wunder
Er konnte lachen wie ein Panther
Wie eine Muschel
Wie eine Libelle
Und wenn die Wörter aus seinem Mund
flogen, dann waren sie wie Musik
so wohlgestaltet wie sein Herz
das blutend leiden musste
ein Leben lang
Wehmut war ihm in die Wiege gelegt
Und leise Melancholie
Die er frech übertönte
Mit seiner tiefen Stimme
Warum liebten ihn alle
Warum sangen wir vor seinem Fenster
In seinen letzten Stunden
Und warum sitzt er in unseren Gedanken
So tief, so schmerzlich
So schön für immer und ewig—
Weil er lieben konnte
Wie wenige von uns
Deshalb ist er ein König
Mit einer Krone aus Wörtern
So schön und reich
Dass sie uns begleiten
In unseren letzten Stunden.
Mario , der Zauberer
Er verzaubert uns,
die Tauben
Den Sand auf Rügen
Und unsere Hände und Augen, die sich
Nach ihm sehnen.
Dein Rosa