Der schwule WikiLeaks-Informant Manning steht vor Gericht

In den USA steht seit 3. Juni der WikiLeaks-Informant Bradley Manning vor Gericht. Dem 25-Jährigen wird vorgeworfen, mehr als 700.000 geheime Dokumente und diplomatische Depeschen an das Portal WikiLeaks weitergeleitet zu haben. Die Veröffentlichung der Depeschen, die vor allem die Einsätze in Afghanistan und Irak betrafen, hatte die US-Außenpolitik bloßgestellt. Manning droht wegen „Unterstützung des Feindes“ lebenslange Haft.
Auf der Internetplattform WikiLeaks wurden die USA wiederholt bloßgestellt, unter anderem durch die Veröffentlichung der Videoaufnahme von einer Hubschrauber-Attacke auf Zivilisten in Bagdad vom Juli 2007. Außerdem mit 250.000 öffentlich gemachten Depeschen von US-Botschaften an das Außenministerium, in denen die Lage verschiedener Länder eingeschätzt wurde. Diese und noch weitere Infos stammen mutmaßlich vom Gefreiten Bradley Manning. Dieser hat bereits grundsätzlich zugegeben, zwischen Oktober 2009 und Mai 2010 digitale Unterlagen an WikiLeaks weitergereicht zu haben und sich damit für schuldig in 10 der 22 Anklagepunkte erklärt.
US-Präsident Obama ist überzeugt: „Manning hat das Gesetz gebrochen.“
Die Anklage will nun beweisen, dass die von Manning weitergegebenen Informationen zum „Schaden der Vereinigten Staaten durch einen fremden Staat“ geführt haben – das wäre dann „Unterstützung des Feindes“. „Manning kannte die Folgen seines Handelns und hat sie außer Acht gelassen“, sagte Militärstaatsanwalt Joe Morrow zum Prozessauftakt. Wenn Manning in allen 22 Punkten schuldig gesprochen wird, könnte er zu 150 Jahren Militärgefängnis verurteilt werden. Auch US-Präsident Obama ist überzeugt: „Manning hat das Gesetz gebrochen.“
Menschenrechtsorganisationen fordern einen Freispruch für Bradley Manning, der selbst beteuert, er habe die Amerikaner über die „wahren Kosten des Krieges“ informieren und eine Diskussion über die Militär- und Außenpolitik anstoßen wollen. Das Urteil wird für September erwartet.
In der US-Homo-Community findet der Fall Bradley Manning besondere Aufmerksamkeit, da der Ex-Soldat im Zuge der Ermittlungen als schwul geoutet wurde. Der CSD San Francisco hatte zwischenzeitlich in Erwägung gezogen, ihn zum Schirmherren der Parade zu ernennen, dann aber Abstand von diesem Plan genommen.
Malte Göbel