COMMUNITY

Wird Jonathan Gregory der nächste Mr. Gay Germany?

21. Okt. 2015
Kandidat Jonathan Gregory (c) Thomas Sievert

21.10. – Jonathan Gregory (24), wurde in den USA geboren und wuchs in Stuttgart auf. Seit sechs Jahren lebt er in Berlin. Hier arbeitet er als Streetworker und engagiert sich für die Berliner Aids-Hilfe. Nun steht er am 24.10. im Finale von „Mister Gay Germany“, die schwule Antwort auf Germany‘s Next Topmodel – aber ohne Heidi und ohne TV. Also eine Miss-Wahl eben, eine Schärpe gäbe es für den Sieger dann auch.

Update 22.10. – Das Finale am 24.10. in Mannheim wurde aus organisatorischen Gründen abgesagt. Das Team von „Mister Gay Germany“ gibt in Kürze bekannt, wo die Finalentscheidung fallen wird. 

Sag mal, du machst da jetzt mit, wieso eigentlich? Ach, ich hatte eine Anzeige gesehen und hab mich ganz spontan entschieden, mich zu bewerben. Ich dachte mir, das wäre doch mal nett. Besonders, weil ich eben nicht typisch deutsch aussehe!

Aber hübsch. Die anderen auch? Wie viele Mitstreiter hast du da jetzt am 24.10. beim Finale? (lacht) Am Anfang waren wir 35. Der Vorentscheid und das Halbfinale fanden in Köln statt. Jetzt sind wir nur noch zu acht.

Ach, in Köln? Haben die dir vom Contest denn die Reisekosten erstattet? Das ist ja immer meine erste Sorge. Nee. Also beim Halbfinale bekamen wir eine Unterkunft – und das war ein 5-Sterne Hotel, da tun die Reisekosten dann nicht so weh. Das Finale ist ja in Mannheim, also heißt das, wieder Koffer packen. Da wird mir dann aber alles bezahlt.

So reist es sich doch am angenehmsten! Lass uns über dein Projekt sprechen, das du im Zuge des Halbfinales entwickelt hast. Jeder sollte sich da nämlich was überlegen, oder? Ja richtig. Wir sollten uns eine Kampagne ausdenken, für die wir als möglicher „Mister Gay Germany“ unser Gesicht hinhalten würden, und die sich natürlich mit einem LGBTQI-Thema beschäftigt. Aufgrund meiner Hautfarbe – meine Mutter ist weiß, mein Vater ist schwarz – geht es in meiner Kampagne um Schubladendenken und mehr Akzeptanz und Toleranz. Ganz abgesehen von meiner sexuellen Identität natürlich, das ganze nenne ich „#typischUNTYPISCH“.

Da machst du aber ein weites Feld auf! Da arbeiten sich ja einige dran ab, mehr oder weniger authentisch. Na ja, mir ist schon bewusst, dass ich als einzelner Mensch – egal ob „Mister Gay Germany“ oder „Mister Alexanderplatz 2037“ – da erst mal nicht viel reißen kann (lacht).

Bei solchen Wahlen geht es doch total um Schubladen! Da wirst du in erster Linie nach dem Aussehen ausgesucht, oder? Klar, letztendlich ist das eine Art Schönheitswettbewerb, das ist mir bewusst! Auch, dass die darauf achten, welche Zielgruppe ein möglicher Gewinner ansprechen würde. Aber im Laufe  des Wettbewerbs hab ich mich sehr gefreut, dass die schon sehr auf die Message achten, die ich senden will. Ich hab z.B. einen Comic und eine Kolumne für meine Kampagne entwickelt, u.a. geht es da um Rassismus innerhalb der Szene.

Erzähl mal. Wahrscheinlich hörst du oft den Satz: „Boah, ich steh total auf Schwarze“? (lacht) Ja sehr oft! Ich find das nicht so cool. Klar, hat jeder seinen Typ, aber mir muss man das nicht gleich im zweiten Satz sagen, das nervt extrem. Dieser Exotenbonus, weißt Du?

Exotenbonus! Ich kenn das auch. Als Transe wird man oft angebaggert, weil man Transe ist. Siehst du! Mir selber ist ja nicht bewusst, dass ich farbig bin. Aber ich falle hier eben krass auf – anders als in Amerika, gut da gibt es auch viel mehr Farbige, daran wird es auch liegen. Die haben dafür andere Probleme. Aber ich blättere hier durch Magazine… oder auch beim Contest … ich sehe nur Weiße. Das ist schade! Ich wurde schon so oft gefragt, woher ich denn käme. Und als ich dann antwortete, ich sei Deutscher – kam dann die Antwort: “Nee, jetzt sag doch mal ehrlich”.

Ach, du kommst nicht aus Afrika??? (lacht) Nee, und eigentlich sind das immer Erwachsene, die sowas fragen. Ich arbeite ja u.a. auch mit Kindern, denen ist das schnurz! Das finde ich sehr angenehm.

Vielen Dank für das kurzweilige Gespräch, und ich drücke die Daumen!

Interview: Jurassica Parka

mrgaygermany.de

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.