Demo gegen Strip-Fußball: „Dieses Event ist entwürdigend für uns alle“

10.6. – Vom Jubiläumsfest des rbb ziehen Würstchenduft und familienfreundlicher Softrock zu den etwa 40 Demonstrierenden herüber. Zwischen den tristen Säulen des Palais am Funkturm, an dem grelle Plakate die „1. Nacktfußball-EM der Frauen“ bewerben – jeweils vier Frauen spielen Stripfußball gegeneinander – sind zehn Sicherheitskräfte postiert.
Dass die DemonstrantInnen ihren Protest bis auf die Treppenstufen des Gebäudes getragen haben, mögen die Aufpasser nicht, ebensowenig wie Beschimpfungen, die sie den Besuchern entgegen rufen. „Sexist“ ist okay, entscheiden sie nach kurzer Diskussion, „im Zweifelsfall muss ein Gericht bestimmen, ob es sich um eine Beleidigung handelt“. Ein angetrunkener Mittvierziger, nennen wir ihn Ralf, ist mit Freunden aus Hamburg gekommen und wird von Feministinnen in ein Gespräch verwickelt.
Er ist Vater einer Tochter und handelt nach dem „Alle-Schlampen-außer-Mutti“-Prinzip: „Ich fänd’s nicht gut, wenn meine Tochter das machen würde.“ Den Spielerinnen ginge es aber doch nur ums Geld. Auf Nachfrage erklärt die Moderatorin, 9Live-Erotikstar Biggi Bardot, dass sie tatsächlich zufrieden sei. Für Schichten von bis zu zwölf Stunden erhält sie ein vertraglich festgelegtes Honorar, selbst wenn die Besucherzahlen unter den Erwartungen bleiben. Danach sieht es am Samstag aus: Etwa ein Dutzend Männer sind zurzeit in der Halle; am Freitag kauften 30 Zuschauer Tickets, die rund 40 Euro pro Tag kosten.
Was bleibt, außer dem Frust, dass ein solches Event unter dem Fußballdach vermarktet wird?
Am Nachmittag kommt für einen Moment noch mal Schwung in die Kundgebung. Klaus Wowereit schaut auf dem Rückweg vom rbb-Fest vorbei. „Ihr habt recht“, ruft er der Gruppe zu – und verschwindet in seiner Limousine.
Was bleibt, außer dem Frust, dass ein solches Event unter dem Fußballdach vermarktet wird? Vor allem vor dem Hintergrund, dass in einem Monat tatsächliche Spielerinnen in Schweden ihr Können unter Beweis stellen – was bisher von der Öffentlichkeit wenig beachtet wird? Fast möchte man zweifeln am Sinn des Protestes, der ein paar verlorene Gestalten und feixende Polizisten zum Publikum hat, die sich aufplustern, sobald eine Stripperin in ihre Nähe kommt.
Doch dann, nach über zweistündiger Diskussion, zieht Ralf zum rbb-Fest weiter. Seine Freunde und er haben beschlossen, nicht zur Nacktfußball-EM zu gehen. Katrin Heienbrock