Berlins ältestes Patenschaftsangebot steht vor dem Aus

Seit fast 15 Jahren leistet der Verein biffy wichtige Arbeit für Kinder und vermittelt Paten, die einmal pro Woche ein Kind betreuen. Unter ihnen sind häufig auch schwule Männer oder Paare. Nun steht der Verein vor dem Aus. Koodinatorin Andrea Brandt erklärt im Interview, warum.
Frau Brandt, was genau macht biffy Berlin e. V.?
Wir fördern Kinder, denen eine zusätzliche Bezugsperson fehlt. Überwiegend aus alleinerziehenden Familien stammend, stellen wir ihnen Patinnen und Paten zur Seite. Die freiwillig engagierten Frauen und Männer treffen jede Woche für etwa drei Stunden ein Kind und begleiten es mindestens ein Jahr lang. Gemeinsam unternehmen sie etwas Schönes, sei es Fußball spielen oder ins Museum gehen. Für die Kinder ist es sehr wichtig, einfach jemanden zu haben, der mal nur für sie da ist. Neulich sagte ein Kind zu seiner Patin nach einem Ausflug: „Heute war der schönste Tag in meinem Leben.“
Seit wann wird diese Arbeit geleistet?
Unseren Verein gibt es seit 2004. Eltern, Paten und Fachkräfte haben ihn gegründet, um ein seit 2000 laufendes Modellprojekt fortzuführen. biffy steht für Big Friends for Youngsters. Alle waren von dem Ansatz überzeugt und wollten ihn weiterentwickeln. Mit Erfolg: Seither haben wir über 1.000 Patenschaften vermittelt, etliche davon treffen sich schon seit einigen Jahren.
Unter den Paten sind auch viele Schwule und Lesben. Wie kommt es zu dieser besonderen Zusammenarbeit?
Homosexuelle, die einen Kinderwunsch haben, suchen nach Möglichkeiten, ihn umzusetzen. Viele finden unser Angebot hinsichtlich Aufwand und Zeit attraktiv und gut mit ihrem Alltag und Beruf vereinbar. Sie sehen, dass wir sie gewinnen wollen, etwa durch eine Kleinanzeige in der SIEGESSÄULE. Sehr gefragt sind bei uns Männer, denn oft suchen alleinerziehende Mütter für ihre Söhne männliche Bezugspersonen. Die meisten sind für schwule Paten offen – und die engagieren sich gerne, weil sie mit der Patenschaft eben ein Stück Familie leben können.
Warum steht Ihre Arbeit auf der Kippe?
Seit Ende August arbeiten wir alle ehrenamtlich, weil Geld fehlt. Aber die Vermittlung und Begleitung von Patenschaften ist aufwändig und kostet Zeit. Es geht immer darum, dass Menschen zusammen passen, damit die Beziehungen gelingen können. Deshalb müssen wir die Koordination finanzieren – und Öffentlichkeitsarbeit, um neue Freiwillige zu gewinnen. Zuletzt wurden alle Projektanträge abgelehnt, weil der Bedarf in der Kinder- und Jugendhilfe an vielen Stellen groß ist. Die Spenden, die oft auch von den Paten kommen, genügen leider noch nicht.
Was würde mit den Kindern passieren, wenn der Verein wirklich schließen müsste?
Als sie davon hörten, haben manche Kinder befürchtet, ihre Patinnen und Paten würden sie dann auch verlassen – was die natürlich nicht tun, die Beziehungen würden weiterlaufen. Aber wir könnten sie nicht mehr begleiten. In Krisen, die es auch gibt, ist das sehr wichtig. Vor allem müssten wir die 90 Kinder enttäuschen, die auf der Warteliste stehen. Die Nachfrage ist ja weiter groß, es kommen immer mehr Familien mit vielen Belastungen zu uns.
Was kann getan werden, um Ihnen zu helfen?
Ein Patenkind wollte uns mal fünf Euro spenden – das Taschengeld eines ganzen Monats. Zugegeben, das haben wir abgelehnt. Aber wir brauchen einfach mehr Spenden. Deshalb haben wir eine „500 Freunde“-Kampagne gestartet: Wenn 500 Menschen biffy Berlin monatlich mit 15 Euro unterstützen, dann sind wir langfristig gerettet. Natürlich hilft es uns auch weiter, wenn viele über biffy und unsere schwierige Lage sprechen oder sich als Patinnen oder Paten engagieren.

Andrea Brandt hat das biffy-Patenschafsprogramm aufgebaut. Seit
2001 hat sie zusammen mit Kolleginnen etwa 1.000 Patenschaften in ganz
Berlin vermittelt und begleitet.
Mehr Informationen gibt es auf biffy-berlin.de