Benachteiligung von Frauen im Filmbusiness nimmt weiter zu

15.02. – Als Berlinale-Jurypräsidentin Meryl Streep am Donnerstag auf einer Pressekonferenz die Internationale Jury vorstellte, sprach sie davon, wie gut es sich anfühle, als Frau der Boss zu sein. Inklusion sei im Filmbetrieb zur Zeit das Wort der Stunde. In der Jury sind dann auch die Frauen mit vier zu drei in der Überzahl. Mit dabei: die Regisseurin Małgorzata Szumowska, die 2013 den SIEGESSÄULE-Leserinnenpreis Else und den Teddy für den Film „Im Namen des ...“ bekam.
Dass diese Verteilung die tatsächliche Situation im Filmbetrieb nicht widerspiegelt, mag kaum überraschen. Doch der am Samstag, den 13.02. auf der Berlinale vorgestellte Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie zeigt ein mehr als ernüchterndes Bild: Gegenüber den Vorjahren hat 2014 die Benachteiligung von Regisseurinnen in Teilen sogar noch zugenommen. Im Bereich der fiktionalen deutschen Kinofilme lag zwischen 2010 und 2013 der Frauenanteil noch bei 22 Prozent. 2014 ist er auf 19 Prozent gesunken. Große Produktionen mit einem Budget von über 5 Millionen Euro wurden dagegen ausschließlich von Männern inszeniert. 2013 lag hier die Zahl immerhin noch bei 18 Prozent.
Die Kritik der Gleichstellungsinitiative „Pro Quote Regie“, die bestehende Nachteile zwischen den Geschlechtern in der Branche beseitigen will, nimmt angesichts des Berichts dabei vor allem das ZDF ins Visier: „Besonders dramatisch ist die Situation beim ZDF. Der Regisseurinnenanteil liegt bei durchschnittlich nur 8,4 Prozent. Während die ARD und ihre Filmeinkaufsgesellschaft degeto das Problem auf Initiative von PRO QUOTE REGIE erkannt und Verbesserungen angekündigt haben, stellt sich das ZDF weiterhin taub und verweigert jegliche Diskussion mit uns. Offenbar versteht sich der Lerchenberg als letzte Bastion eines archaischen Männertums, das Frauen vorzugsweise die Rolle von Deko-Elementen im ZDF-Fernsehgarten zuweist. Rational ist die Angsthaltung der Senderverantwortlichen jedenfalls nicht mehr zu erklären.“
Maria Mohr, Regisseurin und Vorstandsmitglied bei „Pro Quote Regie“, äußerte sich gegenüber SIEGESSÄULE zu den Gründen für das Gender-Ungleichgewicht wie folgt: „Regie gilt als klare Führungsposition, die immer noch mit Durchsetzungsfähigkeit, Zielorientiertheit und Dominanz konnotiert ist, was allgemein eher Männern zugeschrieben wird. Sie werden als mutiger, sprich innovativer wahrgenommen. Das ist alles nicht objektiv messbar, sondern unterbewusst am Wabern. Und diese wirkmächtigen Klischees muss man mit einer Quote aushebeln. Denn bisher wird die Filmlandschaft von weißen Männern über 50 dominiert.“
Andreas Scholz