Berlin - Stadt der Frauen

17.03. – Wissen ist Macht – so bekannt diese Tatsache auch ist, so schockierend ist es zu sehen, wie Frauen noch vor einigen Jahrzehnten von Bildung, Wissen und Arbeit ferngehalten wurden. Die kulturgeschichtliche Ausstellung des Stadtmuseums im Ephraimpalais zeigt anhand von 20 Lebenswegen, wie es Vorkämpferinnen in Berlin schafften, sich über einengende Konventionen hinweg zu setzen und sich Unabhängigkeit zu schaffen. Eingeteilt in „Politische“ wie Hedwig Dohm oder Louise Schroeder, „Unternehmerische“ wie Elly Beinhorn oder Fritzi Massari, „Kreative“ wie Käthe Kollwitz oder Eva Kemlein und „Innovative“ wie Mary Wigman und Dora Lux werden mithilfe von Fotos, Filmen und vielen Textafeln die Lebenswege der Frauen nachgezeichnet. Das alles fällt etwas brav aus und leider auch ohne jeden Hinweis auf etwaige lesbische Liebesgeschichten. Während Ehemänner und Kinder Erwähnung finden, werden weibliche Lover, wie so oft, einfach verschwiegen und damit unsichtbar gemacht. Gerade so herausragenden Gestalten wie Jeannen Mammen, die wie keine andere die Lesbenszene der 20er Jahre in Berlin in ihren Bildern festhielt oder die glamouröse Bildhauerin Renée Sintenis hätte man hier auch gern in einen homosexuellen Kontext einsortiert gesehen.
Dennoch ist die Ausstellung sehenswert und macht auf eindrückliche Weise klar, wie wichtig der Zugang zu Bildung und Wissen auf dem Weg zur Gleichberechtigung ist. Maßgeblich beteiligt ist der Berliner Lette-Verein, der anlässlich seines 150. Jubiläums unter Beweis stellt, welch bahnbrechende Bildungseinrichtung für Frauen diese Schule war und auch heute noch ist.
Manuela Kay
Berlin – Stadt der Frauen, Di., Do.–So. 10–18, Mi. 12–20 Uhr, jeden 1. Mittwoch im Monat Eintritt frei