Kunst

Väter in der Krise: „Father Figures Are Hard To Find“ an der nGbK

19. März 2016
(c) nGbK

Vaterfiguren sind schwer zu finden, wohl war: Das traditionelle Vaterbild ist in der Krise. Dennoch brauchen die meisten Menschen für ihre persönliche Entwicklung Autoritäten oder Vorbilder – so die These des vierköpfigen Kuratorenteams in der nGbK. Wie also könnten zeitgemäße Vaterfiguren aussehen, jenseits überkommener patriarchaler Vorstellungen und Reproduktions-Logiken?

Die New Yorker Künstlerin Juliana Huxtable bietet sich gleich selber an: In ihren Bildnissen zeigt sie sich in traditionellen Posen von Märtyrern und Superheldinnen. Eine neue queere Formensprache für die Bedürfnisse des Bewunderns und Aufschauens: Naama Arads Installation zeigt die paternalistischen Präsidentenköpfe von Mount Rushmore – allerdings nur hinter einem wandgroßen, zart-schimmernden, pfirsichfarbenen Seidenvorhang. Lukas-Julius Keijser bedruckt einen Jeansvorhang mit einem Diadem und der Aufschrift „Daddy’s little Princess“.

Beim Durchschreiten können Besucherinnen und Besucher ihr eigenes kleines Coming-out-Erlebnis haben. Die Ausstellung stellt sich außerdem die Frage, welche Figuren der Kunstgeschichte als Vorbilder bisher unterschätzt sind, nur weil sie nicht weiß, männlich und heterosexuell waren. So soll Rotimi Fani-Kayode nun endlich seinen verdienten Platz im Kanon der Kunstgeschichte erhalten, zumindest aber schon mal in der Kreuzberger Ausstellung. Seine inszenierten Fotografien vermischen eine dezidiert homoerotische Bildsprache mit Motiven und Symbolen aus der afrikanischen Mystik.

Als neue künstlerische „Vaterfigur“ bieten die Ausstellung auch Ronald M. Schernikau an, der als schwuler, kommunistischer Literat wohl eher als ein Repräsentant der „vaterlosen Gesellschaft“ gelten kann. Aus seinem Nachlass sind von ihm bearbeitete Zeitungsausschnitte zu sehen: Die Untertexte der Fotos hat er dabei so geschickt geschwärzt, dass sie schwule Konnotationen hervorrufen. Auch wie vorurteilsfrei der Blick auf neue Väterbilder freigeschaufelt werden soll, beweist eine Video-Installation von Antje Prust namens D.I.L.F. Die Abkürzung steht für „Daddy I love to fuck“, dem eher unbekannten männlichen Gegenstück zur „Milf“. Und den Reigen der Performances eröffnet am Sonntag Melanie Jame Wolfs „A Kiss For Daddy”, in der sie sich dem Thema Sugar-Daddys widmet. Jeden Donnerstag um 18 Uhr biete das Kuratoren-Team außerdem eine Führung durch die Ausstellung an.

Carsten Bauhaus

Ausstellung „Father Figures Are Hard To Find“, bis zum 30.04. in der nGbK,
Performance „A Kiss For Daddy“ von Melanie Jame Wolf
, 20.03., 19:00, nGbK

Die Ausstellung wird begleitet von Führungen, Performances und Lesungen, Programm unter ngbk.de

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