Community

„Arsch hoch! Du hast die Wahl“

1. Apr. 2016
Heiko Großer gehört zum Vorstand der Berliner Aids-Hilfe

– Bereits ein Dutzend Organisationen und Einrichtungen der Berliner queeren Community haben sich der Kampagne „Arsch hoch! Du hast die Wahl“ angeschlossen. Mit der von der Berliner Aids-Hilfe (BAH) ins Leben gerufenen Initiative soll verhindert werden, dass bei der Abgeordnetenhauswahl im September rechte und rechtspopulistische Parteien wie die AfD und NPD in den Senat einziehen. BAH-Vorstandsmitglied Heiko Großer erläutert im Gespräch mit Siegessäule-Autor Axel Schock die Idee zur Kampagne und die Pläne für die kommenden Monate.

„Arsch hoch! Berlin braucht uns. Keine Stimmen den Blauen + Braunen!“, fordert der Slogan eurer Kampagne. Was ist das Hauptziel der Aktion? Wir glauben, dass wir auch bei den Berliner Wahlen mit einer starken AfD rechnen müssen. Wir wollten deshalb ein Bündnis schmieden, um gemeinsam den Leuten klar zu machen, um was es bei dieser Wahl gerade auch für uns queere Menschen geht.

Hofft ihr die schwullesbischen Mitglieder der AfD gewissermaßen zur Vernunft zu bringen und „bekehren“ zu können? Nein, uns ist eher wichtig, jenen, die erwägen diese oder andere rechte Parteien aus Protest zu wählen, klarzumachen, dass eine solche Wahl Folgen haben kann – gerade für Menschen, die zu Minderheiten gehören.

Was genau ist mit der Kampagne geplant? Wir hoffen zunächst auf weitere Unterstützer und Unterstützerinnen und wollen die Bewegung langsam und von unten anwachsen lassen. Voraussichtlich im Juni wollen wir mit weiteren Aktionsformen beginnen – möglich sind da Diskussion- und Kulturveranstaltungen genauso wie Kunstaktionen. Das ist alles noch offen. Wir hoffen natürlich, dass gerade beim CSD und beim lesbisch-schwulen Straßenfest sehr viele Stände und Wagen das Logo nutzen werden. In der letzten Phase wird es dann auch darum gehen, den Menschen bewusst zu machen, dass wir nicht nur eine Wahl haben, sondern dass es wichtig ist, überhaupt zur Wahl zu gehen, um eine AfD im Abgeordnetenhaus verhindern zu können.

Zum Auftakt haben sich bereits elf Organisationen der Aktion angeschlossen, darunter das Schwule Museum*, die Lesbenberatung und LesMigraS, Begine, der Regenbogenfonds der schwulen Wirte e.V. und der Berliner CSD e.V. Wer kann sich noch daran beteiligen?
Im Moment wollen wir alle Gruppen und Organisationen, die stellvertretend für queere Menschen in der Stadt stehen, ansprechen und hoffen sie für diese Aktion zu begeistern. Und genauso auch deren Partner, wie etwa die queeren Medien. Ausgeschlossen sind politische Parteien und deren schwul-lesbische Gruppen. Diese müssen sich selbstständig mit dem Thema auseinandersetzen. Und natürlich Gruppen, die sich der AfD oder rechten Organisationen zugehörig fühlen. Alle anderen, die für Selbststimmung von queeren Minderheiten und Menschen mit HIV/Aids stehen, sind angesprochen und herzlich willkommen.

Ist denn geplant zum Beispiel mit Vertretern der „Homosexuellen in der AfD“ das Streitgespräch zu suchen? Das wird sich zeigen. Dazu müssen wir erst einmal abwarten, ob und wie die Schwulen und Lesben in der AfD überhaupt reagieren. Die Berliner Aids-Hilfe wird auf jeden Fall alle zur Wahl stehenden Parteien danach befragen, wie sie sich bei Themen, die uns betreffen, politisch verhalten wollen – selbstverständlich auch die AfD. Wir wollen uns aber nicht in erster Linie an dieser Partei reiben, sondern vor allem noch einmal zum Nachdenken anregen. Denn diese Wahl im September ist eine sehr wichtige. Der Einzug der AfD ins Abgeordnetenhaus, womöglich sogar mit einem zweistelligen Wahlergebnis, wäre meines Erachtens eine Katastrophe. Und irgendwann käme man vielleicht in die Situation, mit Frau von Storch in einem Ausschuss diskutieren zu müssen – und darauf hab’ ich wirklich keine Lust! (lacht)

Interview: Axel Schock

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