„Berlin ist eine Stadt, die Designer im Ausland inspiriert“

Sebastiano Ragusa kommt ursprünglich aus der schwäbischen Provinz. Nachdem er in Düsseldorf Modejournalismus studiert hatte, landete er 2008 in Berlin. Hier ist er als Stylist tätig und besorgt Klamotten für Fotoshootings und Filmaufnahmen. Seit zwei Jahren ist er Modischer Leiter beim Œ Magazin. Seine Arbeiten wurden u. a. in Dazed&Confused, Glamour und Stern veröffentlicht.
Wie wird man Stylist? Im Grunde ist das ein klassischer Quereinsteiger-Beruf, denn es gibt dafür keinen Studiengang. Viele Leute, die Modedesign studiert haben, werden dann Stylisten. Ich habe Modejournalismus studiert und habe dann angefangen, bei anderen Stylisten zu assistieren.
Als Stylist bist du viel auf Reisen und in der Welt unterwegs. Welche drei Dinge dürfen dabei nicht fehlen? Die Easy Travel Flat ... Schmuck und Accessoires. Passen immer in den Koffer und helfen dabei, dieselben Klamotte neu zu interpretieren. Mein Parfum. Ohne ist man einfach nicht anständig gekleidet. Mein Favorit: „Sycomore“ von Chanel Les Exclusifs.
Was ist das Kurioseste, was dir bei einem Job passiert ist? Einmal musste ich innerhalb von 24 Stunden eine Pythonschlange organisieren. Tatsächlich konnte ich mir die ganz einfach ausleihen. Es gibt Menschen, die sind in einer Agentur mit ihren Tieren angemeldet. Dort kann man diese dann ausleihen. Aber das wirklich Kurioseste ist mir vor über zehn Jahren passiert. Ich war damals noch Assistent und wir haben ein Fotoshooting für das Mate Magazin betreut. Das männliche Model hatte eine hautenge silberne Lycra Hot Pants an. Und die Redakteure wollten so ein bisschen Schwanz sehen. Jetzt keine Erektion, aber so eine Andeutung. Leider hat es das Model völlig überfordert. Er ist zehn Minuten im Bad verschwunden und als er raus kam, war sein Schwanz noch kleiner. Er war der einzige Hetero am Set und so ein typischer Weiberheld. Aber er hat es nicht verkraftet, dass die Jungs ein bisschen Schwanz sehen wollten.

Von welchem schwulen Trend wünschst dir dir, dass er bald vorbei ist? Straight Acting. Weil es ein so unverschämt sexistisches Konzept darstellt.
Gibt es in Bezug auf deine Styling-Jobs einen Traum, den du dir gerne erfüllen möchtest? Ich würde gerne einmal für die italienische Vogue was machen. Für mich ist das noch immer die innovativste Ausgabe der Zeitschrift, weil sie nicht so kommerziell ausgerichtet ist, sondern modetechnisch auch etwas wagt. Außerdem habe ich italienische Wurzeln und bin da etwas sentimental.
Ist Berlin eine Modestadt? War es für mich nie. Zumindest im Vergleich zu Paris oder Mailand. Berlin ist eher eine Stadt, die Designer im Ausland inspiriert. Aktuelles Beispiel ist das französische Label Vehement. Die Entwürfe der aktuellen Kollektion zitieren Berliner Street-Style der 90er-Jahre.
Interview: Kaey
Das neue Œ Magazin erscheint am 8.4.