HIV

Neues Strategiepapier zur Bekämpfung von HIV verabschiedet

7. Apr. 2016

Bei diesem Kürzel hat sich ein Referent mal so richtig ins Zeug gelegt: „BIS 2030“ wird man das Strategiepapier der Bundesregierung im politischen Alltag wohl künftig nennen, was für „Bedarfsorientiert – Integriert – Sektorübergreifend“ steht. Und bis 2030 sollen diese gemeinsam von den Bundesministerien für Gesundheit bzw. wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erarbeiteten Leitlinien das politische Handeln der Bundesregierung bestimmen: Auf knapp 40 Seiten sind die Ziele, Handlungsfelder, Aufgaben und Herausforderungen skizziert, mit denen man national, aber auch auf internationaler Ebene die Ausbreitung von HIV, von Hepatitis B und C sowie anderen sexuelle übertragbaren Infektionen (STI) eindämmen will.

Es ist, wenn man so will, ein unumwundenes Bekenntnis zur Bedeutung von Selbsthilfe- und anderen im weiten Feld der gesundheitlichen Prävention und Versorgung tätigen Organisationen. Die Leitlinien sind auf der Höhe der Zeit und orientieren sich am aktuellen Forschungsstand und der epidemiologischen Entwicklung. Um mehr Menschen mit Aufklärung zu erreichen, aber auch um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu regelmäßigen HIV bzw. STI-Tests zu bewegen, soll verstärkt zielgruppenspezifisch informiert und beraten werden.

Konkret genannt werden zum Beispiel Jugendliche, Trans*, Sexarbeiter/innen und deren Kund/innen sowie Männer, die Sex mit Männern haben. Insbesondere, und das ist der wesentlich neue Aspekt in den Leitlinien, sollen künftig HIV und andere STI nicht mehr isoliert, sondern mehr denn je „integriert“ betrachtet werden. So weit, so richtig und begrüßenswert.

Gewissermaßen im „Kleingedruckten“ schreibt das Strategiepapier allerdings auch einige grundsätzliche Positionen fest, die manchem CDU- und noch mehr AfD-Politikern bzw. den Gegner der LGBT-freundlichen Bildungspläne Bluthochdruck bescheren dürfte. Es gilt, so das Strategiepapier „ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, das die Akzeptanz von sexuellen Orientierungen und unterschiedlichen Lebensstilen fördert“ – und in dem Erkrankte, Menschen anderer Herkunft, aber auch SexarbeiterInnen oder KonsumentInnen illegaler Drogen keine Angst vor Stigmatisierung haben müssen. Auf internationaler Ebene will man den schulischen wie außerschulischen Zugang von Jungen und Mädchen zu umfassender Sexualerziehung unterstützen und damit das Wissen über sexuelle Rechte und die Gleichberechtigung der Geschlechter ausbilden. Auch LGBTIQ-Interessenvertretungen sollen mit einbezogen werden, um gemeinsam die Diskriminierung im Gesundheitssystem abzubauen. Jede Menge gute Absichten also. Nun kommt’s auf die Umsetzung an.

Axel Schock

Link zum Papier: „Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. BIS 2030 – Bedarfsorientiert – Integriert – Sektorübergreifend“ 

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