CSD Potsdam

Pride in Brandenburg – zum letzten Mal?

12. Apr. 2016
© Queer Factory

12.04. – In dieser Woche beginnen in Potsdam die Veranstaltungen zum diesjährigen CSD. Für die Zeit vom 14. bis zum 27. April haben die Organisierenden ein ambitioniertes Programm auf die Beine gestellt – oft unter widrigen Umständen und mit privaten Geldern.

„Alle Menschen werden Brüder … und Schwestern“ – so lautet das Motto des CSD 2016 in Potsdam, angelehnt an das in Beethovens 9. Sinfonie vertonte Schiller-Gedicht „Ode an die Freude“. Auftakt der Pride Week ist am 14. April mit der Hissung der Regenbogenfahne am Stadthaus Potsdam. Ein besonderes Highlight wird gleich zwei Tage später gefeiert (16. April): Nach zweijähriger Pause kehrt mit dem Tulpenfest auch der „Queensday“ zurück. Dass es dieses Transen-Showprogramm überhaupt wieder gibt, ist einer Spende zu verdanken. Die Hausbesitzerin des Louise-Henrietten-Stifts, Ginnifer Hartz, hat anlässlich der Neueröffnung der Szenekneipe La Leander in der Benkertstraße im Holländischen Viertel spontan die Kosten übernommen. „Wir sind total froh, dass der Queensday wieder da ist“, sagte Jirka Witschak, Vorstand von Katte e.V., dem Trägerverein des CSD Potsdam, „wenn wir in Potsdam CSD sagen, dann meinen viele damit vor allem diesen Tag.“ Die Queensday-Bühne wird direkt am La Leander stehen. Durch das Programm führen die ‚blaublütig-schamlose‘ Margot von Weizäcker-Schlönzke und Griselda von Hodenzollern.

Eine GayPride-Parade wird es in Potsdam nicht geben, dafür aber am 17. April in Brandenburg an der Havel.

Die Organisation des CSD sei sehr schwierig gewesen, sagt Witschak, da das Land Brandenburg sämtliche finanzielle Förderung gestrichen hat. Dass es ihn trotzdem gibt, sei in erster Linie der ehrenamtlichen Hilfe in der Community zu verdanken.

Ein Höhepunkt der Potsdamer CSD-Woche – neben einer Ausstellungseröffnung des Aufklärungsprojekts Sexways im Landtag und einem ökumenischen CSD-Gottesdienst in der Garnisonkirche – ist der Trans-Spaziergang am 24. April, der direkt nach dem Gottesdienst startet. „Wir von Katte e.V. sind glücklich, dass wir Transistor, die einzige Selbsthilfegruppe für trans_idente Menschen in Brandenburg, unterstützen können und dass sich diese Treffmöglichkeit erfolgreich weiterentwickelt.“

Allerdings ist dies mehr als ungewiss: Sozialministerin Diana Golze (Die Linke Brandenburg) hat die beantragte Förderung des Verein Katte e. V. für das Jahr 2016 abgelehnt. Die Begründung durch die Verwaltung des Sozialministeriums sind neue Vergaberegeln für Lottomittelförderungen. Die Konsequenz: Projektangebote für Lesben, Schwule und transidente Menschen, inklusive CSD POTSDAM, HIV-Beratung und Test, Beratungsangebote für Homo_sexuelle und Aufklärung über nicht-heterosexuelle Lebensweisen stehen vor dem Aus. 

Während der CSD-Woche soll es aber weitere Gespräche mit der Stadtfraktion der Linken zu diesem Thema geben. Die Organsiator_innen schreiben dazu in einer Presserklärung, dass sie „alles menschenmögliche versuchen“ werden, „diesen CSD POTSDAM 2016 so gut wie möglich zu gestalten." Weiter heißt es: "Wir freuen uns, dass politische Entscheider_innen, wie die Potsdamer Stadtfraktion Die LINKE, die Landtagsfraktion Die LINKE oder Mandatsträger_innen, wie Kristy Augustin (MdL, CDU) und Norbert Müller (MdB, Die Linke) anlässlich des CSD POTSDAM 2016, mit uns in den Dialog treten.“ Kampflos aufgeben will in Potsdam niemand.

Andreas Marschner/fh

www.CSD-Potsdam.de

www.katte.eu www.gayBrandenburg.de www.LOVE-SEX-SAFE.de

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.