FASHION

Clubkid, Glamour und Kawaii

30. Apr. 2016
© Ofer Dabush

Leni Bolt studiert zwar noch Modedesign an der Kunsthochschule Weißensee. Trotzdem ist er schon längst ein bekanntes Gesicht in der Modebranche. Bereits mit 16 wurde Leni in den Mainstreammedien als jüngster Designer Deutschlands gehypt. Seitdem ist viel passiert. Aus dem schrägen Teenie ist ein androgynes Fabelwesen geworden. SIEGESSÄULE Redakteurin Kaey hat sie zum Gespräch für ihr Style File getroffen, das ihr im aktuellen Heft auf Seite 44 findet.

Du hast vor einigen Jahren dein eigenes Label „Boygurl“ gegründet und eine eigene Kollektion mit vielen Unisex-Entwürfen heraus gebracht. Wie geht es mit dem Label jetzt weiter? Momentan stecke ich in einer Umbruchphase und habe das Label von „Boygurl“ in „Boltish“ umbenannt, denn der Schwerpunkt liegt demnächst auf Accessoires. Ich arbeite momentan an einer Chocker-Halsketten Kollektion. Aber man kann auch die Klamotten noch auf meiner Webseite kaufen.

Wie kam es zu dem Wandel? Ich habe gemerkt, dass sich Accessoires online einfach besser verkaufen. Meine Kollektion habe ich hauptsächlich online verkauft und es wurde klar, dass Kleidung da weniger gut läuft. Langfristig plane ich, zum Beispiel Handyhüllen und Caps ins Sortiment auf zu nehmen. Das wird sicherlich gut ankommen.

In den Medien bist du im Alter von 16 als jüngster Designer Deutschlands bekannt geworden. Das wird auch heute immer noch betont, wenn über dich berichtet wird. Wie fühlst du dich damit? Ich finde es auch krass, dass diese Berichte auch heute manchmal noch im Fernsehen ausgestrahlt werden. Ich bin ja nun auch 23 und es ist somit sieben Jahre her. Wenn ich das dann sehe, fühlt es sich an wie eine alte Haut, die ich mittlerweile abgelegt habe. Ich erkenne mich zwar in den alten Aufnahmen wieder, trotzdem hat sich sehr viel verändert.

Inwiefern? Vor allem auf persönlicher Ebene. Ich bezeichne mich selbst als genderqueer. Wenn Menschen mich fragen, welche Pronomen sie benutzen sollen wird es immer etwas schwierig. Ich möchte mich eigentlich außerhalb der binären Norm bewegen und mich ungern in Schubladen pressen lassen. Doch ich weiß, dass andere Menschen diese Schubladen brauchen und deshalb überlasse ich es dann der Person mir gegenüber, welche Pronomen sie für angemessener hält.

Mittlerweile modelst du ja auch. Du bist zum Beispiel bei der Alternative Fashionweek vor einigen Wochen für TZUJI, dem Label von Larry Tee, über den Laufsteg gelaufen. Wie ist es dazu gekommen? Das hat sich eigentlich eher durch Zufall ergeben. Ich hatte irgendwann bei Instagram sehr viele Follower und die Anfragen kamen dann automatisch. Ich habe mir dann gedacht: Wieso nicht mit nehmen, was kommt. Früher habe ich mich davon eigentlich immer davon distanziert, zu modeln und wollte nur als Designer wahrgenommen werden. Doch mittlerweile ist die Kreativbranche so modern, dass man sich ohne Probleme in vielen Bereichen ausleben kann.

Wie würdest du deinen Stil mit drei Wörtern beschreiben? Clubkid, Glamour und Kawaii.

Kawaii? Kawaii kommt aus dem Japanischen und beschreibt alles Niedliche, Kindliche, Farbenfrohe, Kitschige. Ich versuche das immer mit etwas Elegantem und Glamourösen zu kombinieren. So entsteht ein interessanter Stilmix.

Welche ist deine Lieblingsmodestadt? Immer noch London. Die Leute sind sehr mutig und sehr offen, wenn es um Mode geht. Man wird auf der Straße nicht komisch angeguckt, wenn man sich was traut. Das ist in Berlin tatsächlich manchmal schwieriger.

Du bist viel auf Reisen. Welches Beautyprodukt darf dabei niemals fehlen? Getönte Tagescreme habe ich immer dabei. Make-up trage ich viel bei Shootings oder öffentlichen Events und es fühlt sich oft schwer an. Es gehört sozusagen zu meinem Job, viel Make-up zu tragen und deshalb verzichte ich privat darauf. Im Gegensatz dazu fühlt sich getönte Tagescreme viel leichter an, obwohl sie ebenfalls einen gleichmäßigen, frischen Teint zaubert.

Interview: Kaey

web: boltishworld.com

IG: instagram.com/lenibolt

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