IDAHOT

LesMigraS: Menschen berichten uns zunehmend von Übergriffen in der Community

17. Mai 2016
Jay Keim, LesMigraS

Lesben, Trans*, Inter* und queere Menschen berichten uns neben Gewalterfahrungen, die außerhalb der Community gemacht wurden, auch von Gewalt innerhalb der Community. Gewalt wird nicht nur als Übergriff auf der Straße erlebt, sondern auch als sexualisierte Belästigungen oder grenzüberschreitendes Verhalten auf queeren Veranstaltungen. Vor allem Frauen und als genderuneindeutig wahrgenommene Menschen berichten uns zunehmend von Übergriffen innerhalb der Community. Auch im eigenen Umfeld erleben Lesben, Trans*, Inter* und queere Menschen immer wieder Gewalt. So ist Gewalt in der Beziehung ein häufiges Beratungsthema. Auch von psychischer Gewalt und Mobbing in sozialen oder politischen Zusammenhängen wird uns immer wieder berichtet. Ein wichtiger Themenbereich ist Coming-out. Menschen erleben Druck von der Familie, Androhung aus ihrem Umfeld, Gewalt von ihren heterosexuellen Ex-Partner_innen oder Diskriminierung am Arbeits- oder Ausbildungsplatz.

Zwischenmenschliche Gewalt findet immer im Kontext von institutioneller und struktureller Gewalt statt. Daran orientiert sich auch die Unterstützung, die wir anbieten. Wir gehen davon aus, dass gesellschaftliche Diskriminierungsverhältnisse strukturieren, wie und welche Gewalt erlebt wird. Diese Verhältnisse bestimmen auch, welche Handlungsstrategien und Ressourcen einer Person zur Verfügung stehen, um mit der erlebten Gewalt umzugehen. Eine bisexuelle Frau of Color erlebt einen Übergriff auf der Straße anders als ein weißer Transmann. Dafür braucht es jeweils unterschiedliche Unterstützungsangebote. Unsere Studie hat gezeigt, dass Menschen sich vor allem an ihr soziales Umfeld wenden, wenn sie Gewalt erlebt haben. Deswegen ist es wichtig, diese über Handlungsmöglichkeiten zu informieren und Unterstützungsstrategien zu vermitteln. Betroffene von Gewalt suchen häufig zunächst nach Stabilisierung, Verarbeitung und Empowerment. Wir fragen nach, was ihre Bedürfnisse sind. Was brauchen sie, um sich sicherer zu fühlen und die erlebte Gewalt zu verarbeiten? Wenn gewünscht, begleiten wir sie außerdem zu Polizei oder anderen Behörden. Wir bieten auch Beratung für Menschen an, die Gewalt ausgeübt haben, damit sie dort ihr Verhalten reflektieren können und lernen, keine Gewalt mehr anzuwenden.

Ein wichtiger Bestandteil unserer Antigewaltarbeit ist auch Sensibilisierung. Wir bieten Workshops, sind auf Veranstaltungen präsent und veröffentlichen Texte, um für Gewalt zu sensibilisieren. Zum Beispiel widmen wir uns in unserem Empowermentprojekt Tapesh im Mai dem Thema „Gewalt innerhalb Communities“.

Jay Keim

lesmigras.de

Der Internationale Tage gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie (IDAHOT) findet jährlich am 17. Mai statt. Er erinnert daran, dass die Weltgesundheitsorganisation am 17. Mai 1990 beschloss, Homosexualität aus der Liste der Krankheiten zu streichen.

LesMigraS ist der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V.

LesMigraS
Kulmer Str. 20a
10783 Berlin
Telefon: (030) 21 91 50 90
Mail: info@lesmigras.de

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