Endlich schwuler Sex in Tatort
Schon seit Tagen überschlagen sich die Medien: Zum ersten Mal wird im Tatort schwuler Sex gezeigt! Wenn das wirklich stimmt, wird es aber auch Zeit, finden wir. Um es aber gleich vorwegzunehmen: Der Sex spielt auch in diesem Tatort eine echte Nebenrolle. Eigentlich geht es beim Berliner Team, bestehend aus Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) um zwei Fälle: einen mysteriösen Mord am hellichten Tag in einem Parkhaus am Potsdamer Platz und um den ebenso mysteriösen Mord an Robert Karows früherem Teampartner. Karow steht nämlich unter Verdacht und will diesen nun ausräumen, in dem er im Alleingang Beweismaterial beschafft.
Im Zuge der Ermittlungen zum Mord an Karows Partner sichten seine Kollegen Videomaterial, auf dem er beim Sex zu sehen ist. Das sorgt für Belustigung im Büro, der Karow zugegebenermaßen wirklich cool entgegentritt. Dafür schon mal ein dickes Plus. Dazu kommen noch einige Szenen, die in einschlägigen Berliner Clubs gedreht wurden. Einen Kuss mit einer Frau gibt es aber auch. Das erinnert ein bisschen an jenen Tatort vor einigen Jahren, in dem zwischen Komissarin Lena Odenthal und einer jungen Frau eine zarte Nähe entstand und sie sich küssten. Wie zur Entschuldigung war Lena aber in derselben Folge auch beim Sex mit einem Mann zu sehen. Ein Tatort-Prinzip? Sollen die Figuren nicht auf Homosexualität festgenagelt werden können?
Aber auch ohne schwulen Sex und heterosexuellen Kuss ist der Tatort, der am Sonntag gezeigt wird, absolut gelungen. Spannend bis zur letzten Minute und klug inszeniert. Mark Waschke überzeugt als cooler und gleichzeitig innerlich zerrissener Charakter, Meret Becker gibt als nachdenkliche, aber eigenständig-selbstbewusste Kommissarin einen schönen Gegenpol.
SIEGESSÄULE-Wertung: 4/5 (zwei Punkte für schwule Sichtbarkeit, ein Punkt Abzug für Hetero-Kuss, zwei Punkte für gute Darsteller und ein Punkt für die gute Inszenierung)
Tatort, 05.06., 20:15, ARD