Ärger im queeren Paradies: Transgenialer* CSD ohne Straßenfest auf der Oranienstraße

UPDATE 11.7. / 17.6. – Schock für den feierwütigen Teil der alternativen Queer-Szene: Die traditionelle Straßenparty des Transgenialen CSD fällt 2013 aus! Die Abschlusskundgebung der Demo findet auf dem Mariannenplatz statt, die Oranienstraße wird aber nicht für Feierzwecke gesperrt. „Wir sehen das als Chance, die bisherigen Strukturen aufzubrechen“, erklärt das Organisationsteam des Transgenialen* CSD in einer Stellungnahme.
Im Vorfeld hatte es Diskussionen um eine Performance auf der T*CSD-Soli-Party (18. Mai im SO36) gegeben. Ein dort performtes Lied hatte das N-Wort (siehe Anmerkung unten) enthalten – einige Gäste, Teilnehmer_innen und Orgaleute reagierten entrüstet. Die T*CSD-Orgagruppe gestand Fehler ein, doch auch das Fehlermanagement danach und die von Weißen dominierte Orga-Struktur stießen auf Kritik, sowohl via Facebook als auch auf zwei offenen Plena. Es kam zu kontroversen Diskussionen – und schließlich zu der Entscheidung, den Partyteil abzusagen.
Stattfinden werden die Workshops in der Woche vom 17. bis 21. Juni. Am 22. Juni beginnt die Demonstration um 14 Uhr am Platz der Luftbrücke. Um 18 Uhr ist am Mariannenplatz die Abschlusskundgebung mit Performances und Redebeiträgen geplant, allerdings ohne die gewohnte Feiermeile mit Musik und Buden.
„„Der T*CSD ist das, was linke, queere Menschen aus ihm machen.“
Mit der Absage der Straßenparty will das Plenum ein Zeichen setzen: „So wie es war, soll's nicht weiter gehen.“ Derzeit organisieren sieben Personen den T*CSD – zu wenige für so viel ehrenamtliche Arbeit, und erst recht zu wenig, um die Vielfalt der am T*CSD beteiligten Gruppen abzubilden. „Der T*CSD ist das, was linke, queere Menschen aus ihm machen. Er sollte von mehr Menschen getragen und organisiert werden, mit verschiedenen Hintergründen, Lebensrealitäten und Positionen.“
Das Organisationsteam hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, es gab verschiedene Positionen innerhalb der Orgagruppe: Ist die Oranienstraße am T*CSD nur noch Feiermeile? Oder doch politischer Raum, und die Eroberung der Straße ein Ausdruck queerer Protestkultur? Andere Stimmen sagten, angesichts der seit einigen Wochen stattfindenden Diskussionen zum Rassismus in der queeren Szene gebe es nichts zu feiern.
Bei den Betroffenen stößt die Absage auf Bedauern, aber auch auf Verständnis. Für Pasqual vom SO36 war es immer eine wichtige Sache, an diesem Tag gemeinsam mit den Nachbarn queeres Leben zu feiern. „Wir sind hier schließlich nicht nur am CSD sondern eben 365 Tage im Jahr.“ Nun soll das Café des SO36 den Tag über als Infopoint geöffnet sein, Stände werde es allerdings keine geben. Die geplante Party „Block36 – in Bewegung bleiben“ gemeinsam mit dem Südblock wird stattfinden. „Wir hoffen schwer, dass Kreuzberg weiterhin einen eigenen CSD stemmen wird!“, fügt Pasqual hinzu. Um zu beraten, wie es weitergeht, soll es acht Wochen nach dem CSD ein weiteres offenes Plenum geben.
Malte Göbel
Aktuelle Infos und die Erklärung der Orgagruppe: transgenialercsd.blogsport.de/
--- Anmerkung 11.7.: Hier wird erklärt, warum der ursprüngliche Text am 11.7 geändert wurde ---