Unter all den kleinen Indiefilmen, die schwule Liebesgeschichten erzählen, ragt „Those People“ deutlich heraus. Und das obwohl sein Plot auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend klingt: Die Geschichte spielt in New York unter wohlhabenden Menschen, die sich eher auf der Sonnenseite des Lebens befinden. Was keineswegs heißt, dass sie vor den Leiden der Liebe gefeit wären: So ist der 26-jährige Maler Charlie seit Jahren unglücklich in seinen besten Freund Sebastian verliebt, der als reicher, verwöhnter Junge vor allem damit beschäftigt ist mit seiner Clique durch Bars zu streifen und sich mit Männern zu vergnügen. Sebastian wird dabei von Pressefotografen verfolgt, die hinter ihm her sind, weil sein Vater in einen Finanzskandal verwickelt ist. Der Film kreist um diese Freundschaft, die eine neue Dynamik gewinnt als Charlie eine Affäre mit Tim beginnt, mit dessen Hilfe er sich vielleicht von der Liebe zu Sebastian lösen kann.

Nun sind die Lebens-, Liebes- und Luxusprobleme schöner, schwuler Männer aus der weißen Oberschicht nicht unbedingt das, was einem dringend unter den Nägeln brennt. Joey Kuhn gelingt es in seinem Debutfilm dennoch, Empathie für die Konflikte und auch Schwächen seiner manchmal selbstsüchtig erscheinenden Protagonisten zu wecken. Seine große Stärke liegt vor allem darin die Rituale dieser Freundschaft und die oberflächliche Hochglanzwelt, durch die sich die Figuren bewegen, in sinnfällige Bilder zu übersetzen, die zudem weit mehr Kinoqualität haben als man es einer solchen Indieproduktion zugetraut hätte. Deswegen ist der Film noch lange kein großer Wurf. Aber auch wenn das Drehbuch mit seinen oft unnötigen Dialogen und blassen Nebenfiguren nur mühsam die knapp anderthalb Stunden Laufzeit gefüllt bekommt, bleibt ein überraschend positiver Gesamteindruck.

Those People, USA 2015, Regie: Joey Kuhn
mit Jonathan Gordon, Jason Ralph, Haaz Sleiman
ab 03.11. im Kino,
am 15.11. bei MonGay, 22:00, Kino International