Scotch & Soda

„Scotch & Soda“, ist der Titel der australischen Produktion, die bis zum August im Chamäleon gastiert. Letzte Woche war Premiere für die Truppe Company 2 und damit der Beginn einer weiteren erfolgreichen Saison – das lässt sich jetzt schon sagen. Tempo legt die neue Show im Chamäleon gleich zu Beginn vor. Da gibt es einen megakurzen Prolog und schon taucht das Publikum in das Geschehen ein, den Mikrokosmos eines vom Bühnenbild zauberhaft fingierten Varietézelts, in dem sich das Ensemble aus Musikern und AkrobatInnen tummelt – wie es scheint, nicht zum Arbeiten, sondern in erster Linie, um Spaß zu haben an den eigenen Kunststücken und diese Freude zu teilen. Da wird auf Flaschen, Koffern und Kisten balanciert, durch die Luft gewirbelt und zu dritt, zu viert auf einem Rad gesessen. Eine Party ist da im Gange, deren schneller Rhythmus bisweilen durch ein Instumentalisten-Solo mit Saxofon oder Kontrabass in musikalischer Virtuosität für ein paar Minuten kontemplativen Genusses sorgt, bevor die Fete wieder Fahrt aufnimmt. Die hervorragende Uncanny Carnival Band spielt Jazz, Dixie, Blues und keinen Boogie.
Chelsea McGuffin und David Carberry haben diese turbulente Show inszeniert. McGuffin ist heute für das Management zuständig, Carberry steht bei „Scotch & Soda“ mit auf der Bühne. Selten gibt es eine Show, die so aus einem künstlerischen und artistischen Guss ist. Da liegen die Leistungen aller zehn Beteiligten gleich auf, es ist wie ein Geben und Nehmen, wie Zahnräder eines Uhrwerks meint man, gehen die Nummern ineinander über. Ohne dabei technisch zu wirken wie das erwähnte Uhrwerk, sondern die Übergänge sind so meisterlich spielerisch gestaltet ... das ist tatsächlich die angekündigte Ganzheit von Musik und Artistik als Gesamtkunstwerk. Die Band und die Performer spielen sich die Bälle zu, tauschen mitunter die Rollen, es entsteht das Gefühl, dass hier irgendwie alle alles können – und zwar gut. Toll!
Frank Hermann
„Scotch & Soda“, Chamäleon, bis 20.08.