Ole Möller von Folsom Europe e.V.: „Lasst es krachen!“

Folsom Europe hat sich seit seiner Premiere 2004 zum wichtigsten europäischen Event der LGBTI-Fetischszene entwickelt, einzigartig in Europa. Das Vorbild ist die Folsom Street Fair in San Francisco. Olaf Möller, Vorstandsmitglied beim Folsom Europe e.V., im Interview mit der Siegessäule über Geschichte und Zukunft des Festivals
Der Folsom Europe hat sich seit 2004 zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Wächst die Veranstaltung immer noch weiter oder hat sie inzwischen einen Sättingungsgrad erreicht? Ich glaube, dass der Frauenanteil auf dem Fest noch Luft nach oben hat. Ansonsten hängt der Zuspruch auf dem Straßenfest selber ja immer stark vom Wetter ab. Wenn es regnet, kommen natürlich weniger Leute. Wobei die internationalen Gäste, die die Flüge teilweise schon lange im voraus gebucht haben, so oder so kommen.
Ist Folsom Europe ein Selbstläufer oder müsst ihr immer auch etwas Neues bieten, damit ihr die Leute bei der Stange hält? Von Beginn an war die Veranstaltung tatsächlich eine Art Selbstläufer. Trotzdem tun wir natürlich im Vorfeld und im Nachgang viel, um für die Veranstaltung zu werben. Wir verteilen international unser Programmheft, das in einer Gesamtauflage von 40.000 Exemplaren in den entsprechenden Fetisch-Länden ausliegt. Und das wirklich weltweit. Also zumindest in den Ländern, die eine entsprechende Szene haben. Um mit den Ansprüchen der Gäste zu wachsen, müssen wir außerdem immer aktuell bleiben. Der Fetisch Puppies zum Beispiel ist erst vor etwa fünf Jahren hochgekommen. Inzwischen gibt es einen eigenen Bereich auf dem Straßenfest. Als Neuerung bieten wir dieses Jahr außerdem am Samstag ein durchgängiges Programm auf unserer Außenbühne in der Fuggerstraße.
Gibt es überhaupt Konkurrenz für den Folsom? Natürlich gibt es weltweit viele unterschiedliche Fetisch-Wochenenden. Aber zusammen mit der Mutterveranstaltung, dem Folsom Streetfair in San Francisco, das zwei Wochen später stattfindet, haben wir eine Art Alleinstellungsmerkmal. Das Grundgefühl ist einfach ein anderes auf einer abgesperrten Straße mitten in der Stadt. Für viele ist der Folsom Europe deshalb im Jahreskalender automatisch fest eingeplant.
Wie gestaltet sich der Kontakt zum Original in San Francisco? Wir sind von Anfang an ja Lizenznehmer vom Original, und das sogar gewollt einzigartig in Europa: wo anders als in Berlin? Ansonsten werde ich ich zusammen mit meinem Vorstandskollegen dieses Jahr zum Folsom nach San Francisco fliegen, um dort die Kontakte zu vertiefen.
Wie verdient ihr das Geld, um das Fest zu veranstalten? Wer als Fremdveranstalter in das Programm aufgenommen werden möchte, wie etwa die Pig oder die Revolver-Party, zahlt an uns eine Lizenz. Außerdem finanzieren wir uns über die Anzeigen im Programmheft und ein ausgeklügeltes Standmietenangebot.
Es gab ja schon mal Probleme mit den AnwohnerInnen. Wie ist die Situation zur Zeit? Wir informieren alle Anwohner weit im Vorfeld, inklusive dem Bereitstellen von Kontaktnummern auch an die Verwaltung, die man wählen kann, falls es irgendwelche Probleme gibt. Grundsätzlich ist die Veranstaltung von der Bezirksverwaltung genehmigt. Wir als Organisationsteam tun alles, damit es reibungslos abläuft. Falls sich jemand zu freizügig verhält, schreitet auch unsere Security ein.
Was wären das für Fälle? Falls wir mitbekämen, dass zwei auf offener Straße ficken, würden wir sie bitten, dafür doch bitte die umliegenden Darkrooms zu nutzen. Der Jugendschutz muss eingehalten werden.
Der Folsom Europe ist für alle offen. Trotzdem sind Frauen und Trans*-Personen eher selten zu sehen. Wie versucht ihr das zu ändern? Auf dem Straßenfest sind wirklich alle willkommen, das möchte ich noch mal betonen! Es gibt einige Men-Only-Veranstaltungen, z.B. die Pig-Party am Samstag oder auch in mancher Bar. Aber Frauen und Trans*-Personen sind bei vielen anderen Events gern gesehen, etwa auch auf der Revolver-Party im KitKat am Freitag. Und im Quälgeist zum Beispiel gibt es am 07.09. eine BDMS-Abend nur für Frauen und Trans*. Generell aber können wir die Beteiligung natürlich nur sehr bedingt beeinflussen.
Was ist deine Vision für den Folsom Europe? Ich persönlich glaube, dass der Anteil an Frauen tatsächlich steigen kann und wird. Er geht schon jetzt stets nach oben, wenn auch auf niedrigen Niveau. Aber es gibt immer mehr Interesse – und sei es nur, um den besten schwulen Freund mal zu begleiten. Mehr Beteiligung von Frauen und Trans*-Personen, das ist der Trend auch bei vielen anderen Veranstaltungen – und beim Folsom in San Francisco sowieso Standard. Jedenfalls wünsche ich im Namen des Vorstands von Folsom Europe e.V. allen Besuchern viel Spaß, lasst es krachen!
Interwiew: Carsten Bauhaus
14. Folsom Europe, 06.-10.09., Diverse Veranstaltungsorte, mehr in der aktuellen SIEGESSÄULE und im Online-Terminkalender