Erster CSD in Montenegro
Das serbische Fernsehen berichtete, dass vergangenen Mittwoch 50 Teilnehmer zum ersten CSD in Budva erschienen sind. Diese Zahl dürfte noch übertrieben sein, insgesamt waren mehr Pressevertreter als Demonstrat_innen vor Ort. Dafür mangelte es nicht an Gegendemonstranten. Weit über hundert Homofeinde, meist junge Männer aus dem Umfeld rechtsnationalistischer Hooligangruppen, attackierten die CSD-Teilnehmer_innen und bewarfen sie mit Flaschen, Steinen und anderen Gegenständen. Auch Polizeikräfte wurden attackiert. Es kam zu etwa 20 Festnahmen.
„Dies ist keine Parade des Stolzes, dies ist eine Parade der Schande"
Die Demonstranten skandierten unter anderem: „Wir sind echte Männer, wir lieben Fotzen“ und „ Tod den Schwuchteln“. Die „Pride“ konnte nur aufgrund eines massiven Polizeiaufgebots fortgesetzt werden. Der serbisch-orthodoxe Priester Boris Radović, an deren Kirche die Demonstration vorbeilief, erklärte: „Dies ist keine Parade des Stolzes, dies ist eine Parade der Schande". CSD-Organisator Aleksandar Zeković kritisierte verhätnissmäßig gelassen: „Der Tag heute hat uns gezeigt, dass die Menschen in diesem Land noch nicht bereit sind Unterschiede zu tolerieren.“ Die Demonstrant_innen wurden am Ende des CSD mithilfe von Schiffen in Sicherheit gebracht.
Zu ähnlichen Ausschreitungen kam es in den vergangenen Jahren auch in Split und Belgrad. Die montenegrinische Regierung setzt sich medienwirksam für LGBT-Rechte ein und veröffentlichte erst kürzlich Pläne um die Lebensumstände von LGBT-Personen zu verbessern. Dieser Ruck kommt aber nicht aus der montenegrinischen Gesellschaft heraus, sondern ist ein Versuch der Regierung ihre EU-Tauglichkeit unter Beweis zu stellen und möglichst keine Touristen zu vergraulen. Montenegro erwirtschaftet über 20 Prozent seines Bruttoinlandprodukts durch Tourismus und könnte das nächste EU-Mitglied werden.
Krsto Lazarević