Berlin

Frauenkampftag: Streiks am neuen Feiertag

24. Jan. 2019
Frauentagsposter von 1914, Karl Maria Stadler (1888 – nach 1943)

Jetzt ist es sicher: der 8. März, bekannt als „Internationaler Frauentag“ oder auch „Frauenkampftag“, wird neuer gesetzlicher Feiertag in Berlin. Das Parlament gab heute grünes Licht für das Vorhaben der Landesregierung, bei den arbeitsfreien Tagen nachzulegen. Berlin hat aktuell nur 9 Feiertage und hinkt damit im bundesweiten Vergleich, etwa zu Bayern mit 13 freien Tagen, hinterher.

Dass es nun der Frauentag geworden ist, war ein Kompromiss nach langen Diskussionen im Abgeordnetenhaus. Als Alternativen waren etwa der 18. März, in Erinnerung an die Revolution 1848, oder der 8. Mai, Tag der Befreiung vom Faschismus, im Spiel. Teile der Opposition setzten sich für den Reformationstag am 31. Oktober ein – sie hätten einen christlichen Feiertag bevorzugt.

Weltweit finden am 8. März Demos und Aktionen für Frauenrechte und Gleichberechtigung statt. 1911, am ersten „Internationalen Tag der Frauen“, versammelten sich in Berlin rund 45.000 Demonstrant*innen. Sie forderten soziale und politische Gleichstellung, unter anderem auch das Frauenwahlrecht. Und auch der Streik, das heißt die bewusste Niederlegung der Arbeit, gehört zu den Aktionsformen, die traditionellerweise eng mit dem „Frauenkampftag“ verbunden sind.

So ruft für den diesjährigen 8. März das Frauen*streik Netzwerk zu einem „Frauen* und Queer Streik“ in vielen deutschen Städten auf – darunter auch in Berlin. „Schon seit über 100 Jahren streiken, streiten und kämpfen wir für unsere Rechte und gegen jede Unterdrückung“, heißt es im Aufruf auf der Webseite.

Jedoch: streiken am neuen arbeitsfreien Tag in Berlin? Macht das denn noch Sinn? Ja, findet Theresa vom Berliner lokalen Ableger des Netzwerks. Denn: „Viele Frauen* arbeiten in Zusammenhängen, in denen sie einen Feiertag gar nicht als freien Tag in Anspruch nehmen können.“ Dabei gehe es vor allem um Hausarbeit und um sogenannte Reproduktionsarbeit oder Sorgearbeit, zum Beispiel die Sorge für Kinder oder Ältere. Dies seien Aufgaben, die Frauen* tagtäglich und meist unbezahlt erledigen, erklärt Theresa. Am 8. März wolle man deshalb zeigen: „Wenn wir diese Arbeit niederlegen, steht alles still. Mit einem Feiertag werden wir uns nicht zufrieden geben.“

Das Frauen*streik Netzwerk wurde im Frühjahr 2018 ins Leben gerufen. Die Themen, die am 8. März auf die Straße getragen werden sollen, reichen von Sexismus, Frauen- sowie trans* und inter* Rechten bis hin zu Arbeitskämpfen in Bereichen, in denen vor allem Frauen tätig sind, wie Erziehung oder Pflege.

In Berlin sind für den Tag bislang zwei Demonstrationen angesetzt: eine des Frauen*kampfstagsbündnis und eine der Alliance of internationalist feminists. Geplant sei aber, dass sich beide Demos am Ende unter dem gemeinsamen Dach „Frauen*streik“ treffen, sagt Theresa. „Wir wollen, dass der 8. März ein Kampftag bleibt, der auf Missstände aufmerksam macht und Feminist*innen miteinander vernetzt.“

fs

frauenstreik.org

2. Bundesweites Vernetzungstreffen in Berlin, 15.-17.02., Rosa-Luxemburg-Stiftung

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