Medien

Wutausbruch gegen Putin live im russischen Fernsehen

22. Aug. 2013

Die Welt schaut auf Russland, nicht in erster Linie wegen der Vorbereitungen zu den Olympischen Spielen 2014, sondern wegen seiner betonierten Ignoranz gegenüber Minderheiten. LSBT* geht es schlecht in dem Land, Repressalien nehmen zu. Es ist beunruhigend. Aber es ist fast schon beruhigend zu erfahren, dass Russlands Regierung nicht unbeobachtet schaltet und waltet. Fast täglich gibt es Proteste aus dem Ausland, Solidaritätsbekundungen mit den Unterdrückten.

Jüngstes Beispiel ist der Protest des amerikanischen Journalisten James Kirchick gegen die homophobe Gesetzgebung, die Wladimir Putin durchgesetzt hat. Bei einer Live-Sendung sprengte der Journalist im russischen Auslandssender Sender RT (der ehemalige Sender Russia Today“) eine geplante Panel-Diskussion über die Verurteilung des Wikileaks-Informanten Bradley Manning. Kirchick nutzte stattdessen die Gelegenheit, die „fürchterlichen Zustände“ und die unhaltbare Gesetzeslage zu kritisieren, unter denen tagtäglich Lesben und Schwule verfolgt und diskriminiert würden.

„Ihr habt 24 Stunden am Tag, um über die Vereinigten Staaten zu lügen und zu ignorieren, was in Russland passiert“

Kirchick griff auch das RT-Moderationsteam an: „Ihr habt 24 Stunden am Tag, um über die Vereinigten Staaten zu lügen und zu ignorieren, was in Russland passiert“. Er frage sich, wie seine KollegInnen überhaupt noch ruhig schlafen könnten. Deutliche Worte, die ihm vermutlich den einen oder anderen Job kosten könnten, ihn aber in die „Hall of Fame“ der Zivilcouragierten beförderten. Ohne Zweifel zwei historische Minuten in der Geschichte des russischen Senders. Denn all das sagte der Journalist auch, um den Leuten in Russland zu zeigen, dass sie nicht alleine seien. Im www bezeichneten ihn manchen nach der Aktion als Helden. Das weist er von sich, Helden seien andere als er.

James Kirchick, geboren 1983, lebt in Berlin und ist u.a. tätig für „The Washington Post“, „Ha'aretz“ und das US-Gay-Magazin „Advocate“.
Frank Hermann

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