DAH

#positivarbeiten: Unternehmen unterstützen HIV-Positive am Arbeitsplatz!

13. Juni 2019

Zum Auftakt des Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress (DÖAK) in Hamburg haben sich mehr als 50 Unternehmen aus Deutschland verpflichtet, ihre Angestellte mit HIV nach Kräften zu unterstützen. Am 12. Juni unterzeichneten sie die Deklaration „für einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben“ – darunter DAX-Konzerne wie SAP, Daimler und Deutsche Bank, aber auch regionale Organisationen wie die Caritas Berlin.

Sie versprechen, „ein zeitgemäßes Bild vom Leben mit HIV“ zu vermitteln und „konkrete Maßnahmen für einen respektvollen und selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Kolleg*innen“ zu ergreifen. So benennt und schult jedes der Unternehmen geeignete Ansprechpartner*innen. An die können sich HIV-positive Kolleg*innen wenden, falls sie wegen ihrer Infektion benachteiligt werden.

Die von der Deutschen Aidshilfe (DAH) angeregte Deklaration macht noch einmal deutlich, dass HIV im Arbeitsalltag nicht übertragen werden kann. „Im Arbeitsalltag ist HIV irrelevant“, betont Hans-Jürgen Stellbrink, Hamburger HIV-Spezialist und DÖAK-Kongresspräsident. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung könnten Menschen mit HIV heute so leben und arbeiten wie alle anderen auch, betont die DAH.

Bei einem Talk vor dem DÖAK erklärten Personalmanager*innen von IBM, SAP und Daimler, dass auch das Unternehmen profitiert, wenn sie HIV als Diversity-Thema angehen – also als Mittel, um Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zu fördern.

In Zeiten niedriger Arbeitslosigkeit haben es Unternehmen schwer, gut ausgebildete Menschen anzuwerben und zu halten – also stellen sie ihre Qualitäten heraus, zum Beispiel den offen, fairen Umgang mit Angestellten, die HIV haben. Trotzdem hat DAH-Pressesprecher Holger Wicht keine Bedenken, dass die Firmen das Thema aus reinem Eigennutz angehen: „In vielen der beteiligten Unternehmen hängen sich die Führungsetagen persönlich rein“, berichtet Wicht. Bei den IT-Riesen IBM und SAP gebe es zudem offen HIV-positive Mitarbeiter, die das Thema „adoptiert“ hätten. So tritt der SAP-Mitarbeiter Jörg Beißel in einem Video auf, das die DAH unter dem Hashtag „#positivarbeiten“ verbreitet.

Für die DAH ist die Selbstverpflichtung der Unternehmen eine wichtige Ergänzung zum gesetzlichen Schutz vor Benachteiligung am Arbeitsplatz. „Die beteiligten Firmen wollen nicht nur Diskriminierung verhindern, sondern einen großen Schritt weitergehen“, erläutert Holger Wicht: „Sie wollen ein Klima schaffen, in dem jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter offen und angstfrei arbeiten kann. Sie leben vor, wie man mit HIV ganz selbstverständlich umgeht. Im Arbeitsalltag ist das für Menschen, die es betrifft, noch wichtiger als ein gesetzlicher Schutz, den sie erst mühsam einklagen müssten.“

Die Beteiligten berichten, wie freundlich und respektvoll ihr Coming-out am Arbeitsplatz aufgenommen wurde – obwohl sie ihre Infektion vorher verschwiegen hatten. „Bei einem neuem Arbeitgeber weiß man ja nicht, wie der tickt“, erzählt zum Bespiel Christoph, ein Erzieher aus Berlin: „Ich hab das dann schön punktuell, unterschwellig einfließen lassen: Ich mach bei der Welt-Aids-Tags-Kampagne mit. Ich nehme Medikamente...“ Erst als Christoph sich sicher fühlte, erzählte er von seiner HIV-Infektion – und empfiehlt es nun anderen Positiven weiter: „Physisch und psychisch ist es eine große Entlastung – die Arbeit wird einfach besser. Ich kann mich besser auf sie konzentrieren, als wenn ich in einem angstbesetzten Raum sitzen würde.“

Philip Eicker

Die Deklaration sowie Text- und Videostatements zur Aktion gibt es auf
aidshilfe.de/positivarbeiten

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