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Queere Geschichte bewahren: Die ALMS-Konferenz 2019

26. Juni 2019
Das Team der Berliner ALMS-Konferenz mit Andreas Pretzel (hinten) und Kate Davison (rechts)

Wie wichtig ist Erinnerungskultur im Kampf gegen Diskriminierung? Wie vielfältig sind queere Archive? Wie kann queere Geschichte zugänglicher und sichtbarer gemacht werden? Diesen und anderen Fragen widmet sich die ALMS-Konferenz, eine Reihe internationaler Konferenzen, die 2006 in Minneapolis begann und die nun Ende Juni zum ersten Mal in Berlin stattfindet. ALMS steht für „Archives, Libraries, Museums, Special Collections“ und bietet Archivar*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen aus aller Welt die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen. An drei Tagen wird es eine Vielzahl von Präsentationen und Ausstellungen geben, außerdem eine Theateraufführung, einen Doku-Filmabend und eine  Paneldiskussion.

Dass die Konferenz dieses Jahr in Berlin stattfindet, hat einen besonderen Grund: das 100-jährige Gründungsjubiläum von Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft. Es befand sich etwa dort, wo heute das Haus der Kulturen der Welt steht. „Magnus Hirschfeld war ein Vorreiter der homosexuellen Emanzipationsbewegung und sein Institut das weltweit erste queere Archiv“, erklärt Andreas Pretzel, Konferenzmanager und Historiker bei der Magnus Hirschfeld Stiftung.

1933 wurde das Institut von den Nationalsozialisten zerstört – ein weiterer Grund, weshalb das Gedenken an Magnus Hirschfeld auf der Konferenz zentral ist. Es erinnert daran, welche Bedeutung Erinnerung für emanzipatorische Bewegungen hat. „Nichts ist effektiver, um eine Bewegung zu zerstören, als sie ihrer Geschichte zu berauben“, sagt die Programmkoordinatorin Kate Davison. „In der abschließenden Paneldiskussion werden wir uns darüber austauschen, wie der queere Erfahrungsschatz genutzt werden kann, um unsere Zukunft zu schützen.“
In Anbetracht des weltweiten politischen Rechtsrucks wird diese Frage besonders relevant, vor allem wenn es um Archive, Bibliotheken oder Museen in Ländern geht, in denen die Rechte von LGBTI-Menschen aktiv bedroht werden.

Das Schwerpunktthema der diesjährigen ALMS-Konferenz ist „Queering Memory“. Dabei wird nicht nur hinterfragt, ob und wie queere Lebensrealitäten in großen, staatlichen Museen, Bibliotheken und Archiven vertreten sind, sondern auch, wie divers queere Archive sind. „Gerade die Lesben- und Frauengeschichte bleibt oft unsichtbar“, sagt Kate Davison. „Deswegen haben wir eine ganze Vortragsreihe der lesbischen Geschichte gewidmet. Eine andere Reihe beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Transgender.“ Kooperationspartner sind neben der Magnus Hirschfeld Gesellschaft das Lili-Elbe-Archiv, das Schwule Museum, das Spinnboden-Archiv und weitere.

Paula Balov


SIEGESSÄULE präsentiert
ALMS Conference Berlin 2019, 27.–29.06., Haus der Kulturen der Welt
queeralmsberlin2019.de

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