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Homophobe Übergriffe in Mitte und Wilmersdorf

29. Aug. 2019
Bild: Wiki Commons/Antonio Vera, flickr.com/people/104150129@N03,
Polizei (B-30245) © Wiki Commons/Antonio Vera, flickr.com/people/104150129@N03, CC BY-SA 2.0

Zwei Übergriffe mit homophobem Hintergrund in Mitte und in Wilmersdorf haben sich laut Polizei Berlin am Dienstagabend ereignet:

In einem Wagon der Linie U8 in Richtung Herrmannplatz kam es zu einer Körperverletzung und Beleidigung mit homophobem Hintergrund. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen betrat ein 35-Jähriger gegen 19 Uhr am U-Bahnhof Bernauer Straße die U-Bahn und setzte sich neben einen Mann, der viel Platz einnahm. Der 35-Jährige, der laut Polizeibericht „ein Kleid und Absatzschuhe trug“, bat den anderen Fahrgast, etwas Platz zu machen. Daraufhin beleidigte ihn der Fahrgast homophob und schlug ihm, nach einem weiteren kurzen Wortwechsel, mehrmals ins Gesicht. Am U-Bahnhof Rosenthaler Platz verließ der Attackierte dann gemeinsam mit Zeugen die Bahn, um die Polizei zu alarmieren. Als sich die Türen des Wagons bereits schlossen, sprang der Täter noch aus der Bahn. Der 35-Jährige wollte ihn festhalten und zog ihn zu Boden, der Täter schlug ihm erneut mehrmals ins Gesicht. Zeugen zogen die beiden Männer schließlich auseinander und der Täter flüchtete. Der 35-Jährige erlitt Kopfverletzungen.

Ebenso wegen Körperverletzung und einer Beleidigung mit homophobem Hintergrund wurde in Wilmersdorf die Polizei verständigt: Ein 64-Jähriger berichtete, dass er gegen 19.40 Uhr zunächst seinen Hund ausgeführt und sich dann vor einer Gaststätte in der Nikolsburger Straße mit einer Frau unterhalten habe, die dort zu Gast war. Ein Mann aus der Gaststätte kam hinzu – zwischen den beiden Männern entstand ein Gespräch über den Hund des 64-Jährigen, der gegen einen Blumenkübel gepinkelt hatte. Kurz darauf schlug ein weiterer Mann, der laut Polizeibericht wohl auch zur Gaststätte gehörte, dem 64-Jährigen ins Gesicht und beschimpfte ihn homophob. Der Angegriffene stand leicht unter Schock und erlitt Verletzungen am Kopf.

Die Ermittlungen in beiden Fällen hat der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin übernommen.

Laut dem Jahresbericht für 2018 des Berliner Anti-Gewaltprojekts Maneo wurden im Bezirk Schöneberg die meisten LGBTI-feindlichen Übergriffe registriert, gefolgt von Neukölln, Tiergarten, Mitte und Kreuzberg. Für ganz Berlin seien die Zahlen außerdem gestiegen: im letzten Jahr dokumentierte das Projekt insgesamt 382 Fälle, ein Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zu 2017. Unklar sei laut Maneo, ob es tatsächlich mehr Übergriffe gab, oder ob lediglich die Bereitschaft gestiegen ist, Vorfälle zu melden (SIEGESSÄULE berichtete).

Auch die aktuellen Ansprechpersonen für LGBTI* der Berliner Polizei, Anne Grießbach-Baerns und Sebastian Stipp, gehen von gestiegenen Zahlen aus, wobei der Hintergrund auch ein verändertes Anzeigeverhalten sein könnte. Hinzu komme, dass Straftaten im Bereich Hasskriminalität inzwischen auch besser eingeordnet und deutlicher benannt werden – zum Beispiel als homo- oder transphob (siehe Grießbach-Baerns im SIEGESSÄULE-Interview).

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