HIV-Neuinfektionen gehen zurück
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) erneut gesunken. Das gab heute die Deutsche Aids Hilfe (DAH) in einer Pressemitteilung bekannt. 2.400 Menschen infizierten sich im Jahr 2018, das sind etwa 100 Menschen weniger als im Vorjahr. Rückläufig ist die Zahl der Neuinfektionen bereits seit 2015.
Die Anzahl der geschätzten Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, ist von etwa 2.200 in den Jahren 2012 und 2013 auf 1.600 im Jahr 2018 gesunken. Das entspricht einem Rückgang um etwa 27 Prozent. Grund dafür sei laut RKI vor allem, dass HIV-Infektionen in dieser Gruppe seit einigen Jahren frühzeitiger diagnostiziert und behandelt werden.
Sylvia Urban aus dem Vorstand der DAH wertet den Rückgang der Neuinfektionen als einen Erfolg sowohl von Präventionsarbeit als auch der HIV-Therapien, die Übertragungen des Virus verhindern. Diese erfolgreichen Wege gelte es weiter auszubauen, „mit noch mehr speziellen Testangeboten und Zugang zu medizinischer Behandlung für alle Menschen in Deutschland. Präventionslücken müssen endlich geschlossen werden. Dann können die Zahlen noch stärker sinken.“
Die DAH benennt unter anderem folgende Maßnahmen: HIV-Infektionen könnten verhindert werden, wenn es in Deutschland z. B. eine Vergabe sauberer Spritzen in Haft gebe und Menschen ohne Aufenthaltspapiere ebenfalls Zugang zur HIV-Therapie bekämen. Auch sei das Potenzial der HIV-Prophylaxe PrEP noch nicht ausgeschöpft, die noch bekannter gemacht werden müsse. Da die Zahl der HIV-Infektionen bei Menschen, die intravenös Drogen konsumieren, weiter ansteige, sei es u. a. dringend notwendig, Testprogramme für HIV und Hepatitis C fortzusetzen und auszubauen.
Das RKI meldete außerdem eine geringere Anzahl an Personen, die zum Zeitpunkt der HIV-Diagnose bereits an Aids oder einem schweren Immundefekt erkrankt waren – überwiegend, weil sie lange nichts von ihrer Infektion wussten und unbehandelt blieben. Hier gab es gegenüber dem Vorjahr 1.000 statt 1.100 Fälle. Bei den schwulen und bisexuellen Männern in Großstädten sei zudem erstmals die Zahl derer gesunken, die mit HIV leben, ohne davon zu wissen. Allerdings leben laut RKI insgesamt noch immer 10.600 Menschen in Deutschland unwissentlich mit HIV. Während die Zahl bei Männern, die Sex mit Männern haben, zurückging, stieg sie bei den anderen Gruppen an und ist insgesamt seit dem Jahr 2013 konstant.
Um diese Situation zu ändern, müsse laut Urban vor allem die Stigmatisierung von Menschen mit HIV beendet werden: „Mit HIV kann man heute bei rechtzeitiger Diagnose leben wie alle anderen Menschen. Dieses Wissen kann dazu beitragen, dass Menschen sich testen und behandeln lassen. Hier gilt: Erzählt es weiter! Diskriminierung hingegen schreckt Menschen vom Test ab – sie muss weiter verringert werden.“