Schlager-Derby in der Bar jeder Vernunft

Am Anfang der Wirtschaftswunderjahre zieht es blasse Touristen aus Deutschland gen Süden. Auch die Pfister wollen wissen, wie das ist. Schon wird die erste Reise gewagt. Im roten VW-Cabrio über den Brenner in die Toskana. Und singen „Komm ein bisschen mit nach Italien“ „Mandolinen und Mondschein“ oder „Junge Leute brauchen Liebe“, eben alles, was die Musikbox damals so hergab.
Die Kunst dabei: je banaler die Texte, desto bravouröser die Darstellung und das grandiose Vertanzen der Songs. „Quando, quando“ oder „Sommerwind“ von Wencke Myrhe, das als saukomisches (danke, Frl. Schneider!) Dramolett - mit Windmaschine – inszeniert ist. Die Choreografien von Danny Costello sind so al dente, das man glaubt, er habe bei „Musik aus Studio B“ mit Chris Howland hospitiert.
Der Süden macht süchtig
Der Süden macht süchtig, das ist klar nach so viel betörendem Gedudel, Geturtel und Gedöns. Die Sinne sind verwirrt und die Logik macht ein paar Sprünge, denn urplötzlich sind alle wie per Zeitmaschine nicht mehr in den Fünfzigern, sondern in den darauffolgenden zwei Jahrzehnten. Bei Luigi geben sich die Kesslerzwillinge, Cindy und Bert, Karel Gott und Nana Mouskouri das Mikro in die Hand. Da hebt vor lauter Schlagerseligkeit fast das Zeltdach ab.
Frank Hermann
„Wie wär's, wie wär's?“ bis 27.10, Bar jeder Vernunft