Schulzeit, schönste Zeit?
„Die Schulzeit war die schönste Zeit meines Lebens“ – es ist fraglich, wie viele Schwule, Lesben und Trans* das behaupten können. Mobbing in Form von verbaler und physischer Gewalt oder ein jahrelanges, ängstliches Versteckspiel dürfte für viele Ältere Teil der Erinnerung an die Bildungsanstalt sein. Schülern und Schülerinnen von heute derartiges zu ersparen – daran hat der Berliner Senat (CDU/SPD) offensichtlich kein allzu großes Interesse: Der Bildungsbereich der „Initiative Sexuelle Vielfalt“ (ISV) soll für den Berliner Landeshaushalt 2014/15 um 150.000 Euro gekürzt werden. Viele Projekte, die LSBTI-Aufklärungsarbeit an Schulen leisten, würden ihre Arbeit nicht mehr fortsetzen können, wenn die Streichungen umgesetzt werden. Vor der gemeinsamen Regierungsbildung hatten Berliner SPD und CDU noch zugesagt, den ISV fortzuführen und weiterzuentwickeln.
Noch acht Tage
hat das Abgeordneten- haus Zeit, die Kürzungen zurückzunehmen
Klaus Lederer (DieLinke), einer der Initiatoren der ISV, lehnt die Kürzungen ab und vergleicht: „In anderen Bereichen wird hingegen ein kräftiger Schluck aus der Finanzpulle genommen, zum Beispiel sollen 3,3 Millionen Euro für Handyblocker in den Berliner Gefängnissen ausgegeben werden. Auch eine Studie über Paralleljustiz wurde eingeplant, dafür sind 150.000 Euro locker vorhanden. Aber bei der Bildung wird gespart.“
Für morgen Mittwoch, 30. Oktober, haben verschiedene Gruppen und Initiativen zur Demonstration vor der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft aufgerufen. Ab 10 Uhr soll dafür protestiert werden, dass „das Abgeordnetenhaus die geplante Kürzung im Bildungsbereich zurücknimmt.“ Denn in gut einer Woche, am 6. November, entscheidet der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses endgültig über den kommenden Haushalt. Und damit auch darüber, ob Berliner SchülerInnen eine Ahnung davon bekommen, dass es nicht so toll ist, andere aufgrund ihrer sexuellen Orientierung fertigzumachen.
Christian Mentz
Mittwoch, 30. Oktober 2013, 10 Uhr
Kundgebung „Initiative sexuelle Vielfalt – ungekürzt!“
Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Bernhard-Weiß-Str. 6, nahe Alexanderplatz