18.11. – Diese Sache wurde offenbar selbst skandalerprobten Draufgängern zu heiß: Sowohl Eva Herman als auch Peter Scholl-Latour haben ihre Teilnahme an der umstrittenen „Familienkonferenz“ in Schkeuditz bei Leipzig abgesagt. Unter der Überschrift „Für die Zukunft der Familie! Werden Europas Völker abgeschafft? Familienfeindlichkeit, Geburtenabsturz und sexuelle Umerziehung“ soll dort am 23. November eine bunte Truppe aus PolitikerInnen, JournalistInnen und AktivistInnen konservative – und offensichtlich homosexuellenfeindliche – Werte hochhalten. Derweil rufen GegnerInnen der Konferenz zu Protestkundgebungen auf.

Dass die Tagung den (rechts-)konservativen Geschmack bedient, macht ein Blick ins Programm klar. Auf der Tagesordnung stehen Vorträge zu Männern als Opfer von Emanzipation, zur Anti-Gleichstellungsbewegung in Frankreich und zum „Werte-Nihilismus“ in Europa. Eva Herman hatte über Gendermainstreaming sprechen wollen. Laut Veranstalter ist sie wegen Drohungen und persönlicher Anfeindungen zurückgetreten. Herman werde sich aber mit einer „audio-visuellen Erklärung“ zu Wort melden. Die Absage Scholl-Latours begründet der Veranstalter mit einer anderweitigen Verpflichtung.

Noch nicht abgesagt: Elena Misulina, Mitautorin des russischen „Homo-Propaganda“- Gesetzes

Doch die KonferenzmacherInnen um den Ex-Konkret-Redakteur und jetzigen Chefredakteur der Zeitschrift compact, Jürgen Elsässer, haben noch andere schwere Geschütze in petto. Allen voran Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin, dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“ im Titel deutlich an das Tagungsmotto gemahnt. Auffällig ist der Input von russischer Seite: Mit Elena Misulina wird eine der prominentesten Autoren des russischen „Homo-Propaganda“-Gesetzes auftreten. Ob die Jura-Professorin das Niveau der Konferenz heben wird, darf man bezweifeln – im Sommer hatte Misulina vorgeschlagen, den Satz „Schwule sind auch Menschen“ auf Extremismus prüfen zu lassen. Von russischer Seite sind noch Misulinas Stellvertreterin im Duma-Ausschuss für Familienpolitik dabei sowie der Beauftragte der Russisch-Orthodoxen Auslandskirche am Sitz von Bundestag und Bundesregierung.

GegnerInnen der Konferenz haben zu Protesten vor Ort aufgerufen. So plant das Aktionsbündnis „NoCompact“ eine Kundgebung und Blockade-Aktionen. Auch in der Leipziger Innenstadt soll es Aktionen geben. Für den Vortrag ist im Hörsaalgebäude der Uni Leipzig eine Gegenkonferenz angekündigt. Themen sind unter anderem „Verschwörungstheorien“ und „Manipulative Homo- und Transphobie“.
Heike Markus

Website der Konferenz: www.compact-magazin.com

Infos zu Protestaktionen: www.nocompact.de und auf facebook