„Traurig und sinnlos“ – Kroatiens Premierminister Zoran Milanović über das Referendum gegen Gleichstellung
„Ehe, das ist gleich Mann und Frau“, steht auf Plakaten in der kroatischen Hauptstadt Zagreb geschrieben. Dieses einfache Weltbild hat sich vergangenen Sonntag gegen einen Großteil der kroatischen Medien, die kroatische Zivilgesellschaft und selbst die amtierende kroatische Regierung durchgesetzt. Bei einem Referendum haben sich 65,8% der Wähler_innen dafür ausgesprochen, dass die Ehe in der Verfassung so definiert wird, dass sie nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden kann. Direkte Demokratie hat eben auch ihre Schattenseiten.
Finanziert wurde die Kampagne maßgeblich von der katholischen Kirche
Finanziert und unterstützt wurde die Kampagne maßgeblich von der katholischen Kirche und konservativen Kräften. Der sozialdemokratische Premierminister Zoran Milanović erklärte nach seiner Stimmabgabe das Referendum, sei „traurig und sinnlos“ und führte weiter aus: „Ich hoffe, dies ist das letzte Referendum über Themen, die so sehr in den persönlichen Bereich der Menschen eindringen.“ Am Vortag haben weit über Tausend Menschen in Zagreb gegen das Referendum und die Homophobie in Kroatien demonstriert. Nach einem mehrstündigen Protestmarsch durch die Hauptstadt entrollten sie vor dem Parlamentsgebäude eine große Regenbogenfahne.
Seit den Ausschreitungen beim CSD in Split im Jahre 2010, gab es Fortschritte bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von Homosexualität in der kroatischen Gesellschaft. Nun droht die Stimmung wieder zu kippen. Das Referendum wurde erzwungen, weil eine Bürger_innen-Initiative 700.000 Unterschriften dafür sammeln konnte, dabei hat Kroatien gerade einmal 4,3 Millionen Einwohner. Falls die Verfassungsänderung wirklich kommt, könnte die Homo-Ehe nicht mehr durch einen einfachen Gesetzesentwurf eingeführt werden, wie dies die derzeitige Regierung plant.
Krsto Lazarević