OLYMPIADE

Village People zu unschwul für Sotschi

4. Jan. 2014
Konzert in New Jersey, Juni 2006 (c) Jackie/CreativeCommon

4.1. – Es wär so schön gewesen: Tausende von SportlerInnen und das gesamte Stadionpublikum formieren sich zum Buchstabentanz, wenn „Y.M.C.A.“, der Disco-Hit der Village People in Sotschi erklingt. Am besten, wenn das US-amerikanische Olympiateam ins Stadion marschiert. Doch zu jener Choreografie wird es nicht kommen, denn der ehemalige Frontmann und Leadsänger der Band, Victor Willis, mag sich nicht vor den schwulen Emanzipationskarren spannen lassen. Er war gefragt worden, auch als Urheber, denn er schrieb einst den Hit. Die Idee zum Olympiaauftritt kam von Gay-AktivistInnen, stieß aber bei Willis auf wenig Gegenliebe. 

Er findet es zwar okay, wenn Schwule den Song als Hymne auf ihren Lifestyle sehen wollen, habe aber nie beabsichtigt, eine solche zu schreiben. Er habe im Text lediglich ausdrücken wollen, dass Jugendliche Spaß haben im Verein christlicher junger Menschen (was Y.M.C.A.=Young Men's Christian Association ungefähr in Deutsch bedeutet). Und weiter: Der Song sei mehr universal zu verstehen, deshalb weiter zu fassen. „Es macht mir nichts aus, dass Schwule denken, das Lied handle von ihnen, aber ich werde die Nummer nicht singen, um irgendeine Form von Protest zu unterstützen.“

Er würde andererseits schon in Betracht ziehen, „YMCA“ bei der Eröffnungszeremonie darzubieten, aber danach sei er gar nicht erst gefragt worden. Da bleibt eine Diva eben eine Diva, auch wenn Willis die Village People bereits 1980 vor dem Kinofilm-Desaster „You Can't Stop the Music“ verlassen hat. In der mittlerweile ältesten Boyband der Welt Band war Willis bis dahin als Cop oder Seeoffizier aufgetreten, während seine Macho-Macho-Kollegen den Indianer, Cowboy, Bauarbeiter, GI und Biker gaben. Auch wenn nur zwei der Mitglieder auch im richtigen Leben schwul sind, dienten sie mindestens einer Generation als Vorbilder ... Das scheint 2014 nicht mehr drin zu sein.

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