„Erinnern und in der Gegenwart wirken“

Am vergangenen Montag jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 69. Mal. Weltweit fanden Gedenkveranstaltungen statt. Auch in Berlin waren zwei der Erinnerung an die homosexuellen Opfer des NS-Regimes gewidmet.
Um 11 Uhr 30 Uhr fanden sich VertreterInnen des LSVD, der Aktion Courage e.V., der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und MANEO am U-Bahnhof Nollendorfplatz zusammen. Sanem Kleff, Leiterin der Landeskoordination der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, betonte in ihrer Ansprache, wie wichtig es sei, an Schulen über Homosexualität aufzuklären: „Noch noch immer tötet Homophobie Menschen, und auch in Deutschland ist noch einiges zu tun.“
Die jährliche Kranzniederlegung am Denkmal für die homosexuellen Opfer fand um 16 Uhr nach der offiziellen Gedenkstunde im Bundestag statt. Ulrich Keßler, Vorstandsmitglied des LSVD, dankte in seiner Rede vor rund 200 BesucherInnen dafür, „dass wir gemeinsam die verfolgten und ermordeten Opfer ehren und die Erinnerung an das Unrecht wachhalten.“
„Es ist unsere Pflicht, die verfolgten und ermordeten Opfer zu ehren. Zugleich müssen wir auch in der Gegenwart wirken und ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Lesben, Schwulen und Transgender setzen“, appellierte Keßler und wies auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Russland hin. „Es muss klar sein, dass Menschenrechtsverletzungen nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Dies darf auch im Rahmen der Olympischen Winterspiele nicht unter den Teppich gekehrt werden.“
Aber er kehrte auch vor unserer eigenen Tür und mahnte, die Rehabilitierung der unter §175 und §175a Verurteilten in Deutschland schneller voran zu treiben. „Die Bundesregierung ist zu schnellem Handeln verpflichtet, damit die Rehabilitierung stattfindet, solange die Betroffenen noch leben.“
Ein positives Zeichen setzte die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Im Rahmen eines zweieinhalbstündigen Rundgangs wurde erstmalig auch die Gedenkfeier für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen mit einbezogen. Ein klares Zeichen dafür, dass in der nationalen Trauerkultur die Auseinandersetzung mit Homosexualität endlich angekommen ist. Torsten Schwick