14.4.– Wie die Berliner Polizei heute meldet, kam es gestern Nachmittag am Theodor-Heuss-Platz zu einem Angriff auf einen 77-jährigen Mann. Zeugen schilderten, der Mann sei gegen 16 Uhr aus einer öffentlichten Toilette gerannt, gefolgt von einem 27-jährigen, den die Polizei später festnahm. Laut Polizei schubste der jüngere den älten Mann auf die Straße, sodass ein Auto ausweichen musste.

Der Flüchtende habe dann versucht, sich in einen Supermarkt zu retten

wurde dort jedoch von dem Angreifer eingeholt und dort mit Fußtritten traktiert. Ein Zeuge konnte den jungen Mann von dem Angegriffenen wegziehen, die Polizei verhaftete ihn. Das Opfer wurde mit multiplen Gesichtsverletzungen ambulant behandelt. Gegen den Angreifer wird nun wegen versuchten Totschlags vom polizeilichen Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt. Angenommen wird ein homophober Tathintergrund. Warum ein solcher angenommen wird, ist zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht klar.

Die öffentliche Toilette am Theodor-Heuss-Platz gilt als eine der letzten „Klappen” Berlins. „Dort gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffe gegen schwule Männer”, so Bastian Finke von dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo in Berlin. „Teilweise sind dort ganze Gruppen auf schwule Männer losgegangen. Es zeichnet sich ab, dass dahinter eine Motivation steht, die Gegend 'sauber' zu halten, indem man die Schwulen vertreibt. 2012 kam es zu einer Körperverletzung, bei der das Opfer mit schwulenfeindlichen Sprüchen beleidigt wurde und `Wir kriegen euch hier weg` zu hören bekam.” In dem jetzigen Fall möchte Finke erst einmal die Ermittlungsergebnisse abwarten, bevor Maneo den Vorfall einschätzt.

Klar ist jedoch, dass es in der Gegend um die Klappe seit Jahren vermehrt zu Angriffen gegen Schwule kommt. 2011 und 2012 registrierte Maneo Beleidigungen, Körperverletzungen und versuchte Körperverletzungen am Theodor-Heuss-Platz. In einem Fall wurde ein Mann erst schwulenfeindlich beleidigt und dann mit Steinen beworfen.
Christian Mentz