Alice Nkom erhält Menschenrechtspreis von Amnesty International

– Am Dienstagabend nahm die Anwältin Alice Nkom den Menschenrechtspreis von Amnesty International entgegen. Ihr Einsatz für die Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender wurde bei einer festlichen Verleihung im Maxim-Gorki-Theater gewürdigt, die musikalisch untermalt wurde von der Band MIA. Dem Berlinale-Publikum ist die streitbare Alice Nkom aus dem Dokumentarfilm „Born this Way“ von 2013 bekannt, in dem sie und andere AktivistInnen über ihre Arbeit berichten.
„Alice Nkom engagiert sich mit Kraft, Klugheit und Sinn für Humor für Menschen, die anders lieben und leben wollen“, sagte Selmin Çalışkan, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Sie begrüßte ausdrücklich, dass die Bundesregierung die Verfolgung von LGBTI in Afrika in den vergangenen Jahren als Problem erkannt und Unterstützung zugesichert hat. „Vor dem Hintergrund, dass Homosexualität in vielen afrikanischen Ländern immer stärker kriminalisiert wird und Homophobie zunimmt, muss die Bundesregierung ihr Engagement erhöhen.“ Ganz eindeutig, denn beispielsweise in Kamerun kann bereits die Vermutung gleichgeschlechtlicher Aktivitäten eine fünfjährige Gefängnisstrafe zur Folge haben …
„Ich teile den Preis mit all jenen weltweit, die die Menschenrechte verteidigen“
Die Preisträgerin erklärte in ihrer Dankesrede: „Der Preis von Amnesty International erfüllt mich mit Freude, Stolz und Hoffnung. Ich teile ihn nicht nur mit den Menschen in Kamerun, für die ich mich einsetze, sondern mit all jenen weltweit, die die Menschenrechte verteidigen.“
2003 hatte die Anwältin ADEFHO gegründet, die erste Nichtregierungsorganisation Kameruns, die sich für den Schutz und die Rechte von LGBTI einsetzt. Neben medizinischer Behandlung, psychologischer Beratung, sexueller Aufklärung und Mediation bietet die Organisation auch Sicherheitstrainings und Rechtsberatung an. Seit 2006 verteidigt Alice Nkom Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität vor Gericht stehen. Sie wird immer wieder angefeindet, erhält sogar Todesdrohungen.
In seiner Laudatio sagte Salil Shetty, Internationaler Generalsekretär von Amnesty International: „Trotz der schwierigen Bedingungen lässt sich Alice Nkom nicht von ihrem Einsatz für die Menschenrechte abhalten. Sie ist ein Vorbild für Menschenrechtsverteidiger weltweit. Wir brauchen Frauen und Männer wie sie, die sich mutig und unerschrocken vor Ort für die Rechte ihrer Mitmenschen einsetzen, Verbrechen aufdecken und dafür kämpfen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.“
Mit dem Menschenrechtspreis, dotiert mit 10.000 Euro, zeichnet die deutsche Sektion von Amnesty International Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter schwierigen Bedingungen für die Menschenrechte einsetzen. Das Preisgeld wird von der Stiftung Menschenrechte, Förderstiftung Amnesty International bereitgestellt.
Frank Hermann