Vier Jahre Trump! Wie bereiten sich LGBTI*-Organisationen darauf vor?

Mit welchen Aktionen reagieren US-amerikanische LGBTI-Organisationen auf Trump und seine Administration? SIEGESSÄULE-Autor Hans Kellett (Princessin Hans) hat sich mit der Frage beschäftigt
Viele Menschen schauen immer noch erwartungsvoll auf amerikanische Nachrichtenticker: So stimmen am Montag, den 19.12., die 538 Wahlleute des Electoral College über den zukünftigen US-Präsidenten ab. Doch es gilt als eher unwahrscheinlich, dass diese Donald Trump nicht in seinem Amt bestätigt werden. (Update 20.12.: Laut Berichten mehrerer US-Medien hat das Gremium der Wahlleute Trump mit deutlicher Mehrheit zum neuen US-Präsidenten bestimmt.) Andere hoffen auf ein baldiges Amtsenthebungsverfahren aufgrund Trumps ungeklärter Geschäftsverbindungen. Doch während viele die Luft noch anhalten, haben etliche LGBTI*-Organisationen der Vereinigten Staaten bereits angefangen, sich auf kommende Kämpfe einzustellen.
„Es ist unvorstellbar grausam, dass wir, die so viel Hass und Gewalt überlebt haben, heute Morgen in einer Gesellschaft aufwachen, die weiter ermutigt wurde, uns ins Visier zu nehmen und zu erniedrigen. Ein Demagoge, der sich verpflichtet hat, unsere Communities zu zerstören, der seinen Wahlkampf mit offener und enthusiastischer Verachtung für unser Leben geführt hat – seien das Transgender-Menschen, PoC, Menschen unterschiedlichen Glaubens, körperlicher Begabung oder Staatsbürgerschaften – ist in das höchsten Amt unseres Landes gewählt worden.", schrieb Kris Hayashi am Morgen nach der Wahl. Für den Leiter des Transgender Law Centers war das Wahlergebnis dennoch keine Überraschung, sondern ein Ausdruck der Vorurteile, die LGBTI*s seit Jahrhunderten entgegengebracht werden. Hayashi rief alle Menschen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, auf, trotz gegebener Unterschiede neue Wege zu beschreiten, um PartnerInnen zu finden und kollektiv zusammenzuarbeiten.
Eine solche Partnerschaft, die durch die Wahl entstand, ist die zwischen GLAAD, die sich für eine faire Darstellung queerer Menschen in den Massenmedien einsetzen, und der Presse. Am 1. Dezember startete GLAAD sein neues Projekt TAP (Trump Accountability Project), das u. a. für JournalistInnen und RedakteurInnen gedacht ist. Es dient dazu, die Anti-LGBTQ-Stellungnahmen und -Aktionen von Donald Trump und seiner Administration zu dokumentieren, damit diese für ihre Aussagen und Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden können. „Seit dem Aufstieg von Donald Trump zum designierten Präsidenten sehen wir wie eine beispiellose Zahl von Fehlinformationen und blanken Lügen unbestritten und unangefochten von den nationalen Nachrichtenmedien übernommen werden", sagt die Präsidentin und Generaldirektorin von GLAAD, Sarah Kate Ellis. „Die zügellosen Fehlinformationen, die von Trump und seinen Kreisen veröffentlicht wurden, tragen oft zu einem Klima der Feindschaft bei, das marginalisierte Gemeinschaften in Gefahr bringt."
Auch die Lesbian Avengers haben auf den Ausgang der Wahl reagiert und planen jetzt lautstark in das öffentliche Leben zurückzukehren. 2017 markiert den 25. Jahrestag der lesbischen Aktivistinnen, die vor einem Vierteljahrhundert mit dem Schlachtruf "Lesben! Dykes! Gay Women! Wir verschwenden unsere Lebenszeit nicht damit vorsichtig zu sein" ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten. Ihr Aktivismus erlebte breiten Zustrom, der dann im Jahr 1993 zum ersten Dyke March führte – zu jenem Event, das bis heute in Städten auf der ganzen Welt abgehalten wird, seit vier Jahren auch hier in Berlin. Zum Jubiläumsjahr wollen die Lesbian Avengers zurück auf die Straße und eine internationale Begeisterung für den Dyke March entfachen. Ihre jahrelang gesammelte Erfahrung wird in einem neuen Dokumentarfilm und einer Wanderausstellung präsentiert, um das reiche Erbe der Lesbian Avengers zu zeigen und Diskussionen über Aktivismus und gesellschaftlichen Wandel anzuzetteln. Bis die offiziellen Aktionen im nächsten Jahr beginnen, haben sie bereits ihre Fäuste in den Sozialen Medien ausgefahren. Ihr Ratschlag: „Leiste Widerstand, in welcher Weise auch immer."
Hans Kellett
Aufgeschnappt am Union Square:
Er: „Ist das hier die Anti-Trump-Demo?“
Sie: „Ja.“
Er: „Wie lange geht das noch?“
Sie: „Vier Jahre.“
(gepostet von den Lesbian Avengers)
glaad.org
lesbianavengers.com
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