Olga Neuwirth ist eine der spannendsten Komponistinnen unserer Tage. In ein Sinfonieorchester setzt sie schon mal eine Gruppe Mundharmonikas. Oder sie legt einen CD-Player ins Klavier. Für ein Streichquartett werden die
Instrumente einfach umgestimmt. Außerdem hat sie eine Hommage an den schwulen Countertenor Klaus Nomi geschrieben. Neuwirth spielt scharfsinnig mit Traditionen und Hörerwartungen, versetzt Neue Musik zuweilen mit Pop, Jazz, Elektronik und Multimedia. Mit der Dichterin Elfriede Jelinek hat sie David Lynchs Psychothriller „Lost Highway“ für eine Oper herangezogen, in ihrem Musiktheaterstück „Bählamms Fest“ mutiert ein junger Mann hörbar zum Wolf. Bei allem beweist die junge österreichische Komponistin ein geschicktes Händchen für Skurriles, Mehrdeutiges und für menschliche Abgründe. Ihr neuester Coup ist die Umarbeitung von Alban Bergs modernem Opernklassiker „Lulu“, den sie für eine Jazz-Band und mit Blues-Einflüssen teils neu komponiert hat. „American Lulu“ spielt in der Zeit der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. In der Titelpartie der Uraufführungsproduktion an der Komischen Oper ist Marisol Montalvo (Foto) zu erleben, die schon als Original-Lulu international begeisterte.