Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!
- 13. Feb. 2012, 20:00
- Volksbühne Berlin
René Pollesch
Theorie-Kirmes Was wäre die Volksbühne ohne den multikreativen René Pollesch (Foto)? Seine Inszenierungen dort kann man bald nicht mehr zählen – und schon wird nachgelegt. Allein der Titel verspricht einen echten Pollesch: „Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!“ Das klingt nach einem weiteren köstlichen Cocktail aus Populärkultur und Kapitalismuskritik. Thema ist diesmal die aktuelle Finanzkrise – als wäre sie nicht schon längst in all seinen Stücken hysterisch herbeigeschrien worden. Das entschlossene Publikum sollte auch hier wie immer mit allem rechnen: Mit rasanten Wechseln von Identität und Geschlecht, mit Zitaten aus der Camp-Kultur, vor allem aber mit einem Sperrfeuer an blitzartigen Erkenntnissen – die schnell wieder im Geplapper untergehen. Denn die Diskursebenen wechseln so plötzlich, dass einem schwindelig werden kann: Vom Philosophieseminar zum Kalauer liegt bei René Pollesch bekanntlich nur ein hektischer Atemzug. So nimmt er auch die gegenwärtige Krise wie immer mit – boulevardeskem – Humor: „Zur Verwechslungskomödie gehört, dass hier Solvenz und Insolvenz das Gleiche sind, die Unterscheidung von realen und fiktiven Werten obsolet wird, und zwar spätestens seit das Kreditgeld aus einer Schöpfung aus nichts besteht.“ Alle anschnallen, bitte! Los geht die Fahrt auf der Diskurs-Achterbahn! (tt)
Die Volksbühne Berlin ist Legende und lebendiges Theater der Stadt. Frank Castorf prägte die Spielstätte nach der Wende bis heute. Noch immer will sich das Theater einmischen und keine glatt gebügelte Theaterware liefern. Mit dem roten und grünen Salon haben sich außerdem zwei Locations für Konzerte, Vorträge, Diskussionen etabliert, die fest zum kulturellen Leben Berlins gehören.
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