20 Jahre Lesbisches Quartett: „Ein fotziges Fest“
Beim Lesbischen Quartett wird über Bücher diskutiert, sinniert – und auch immer viel gelacht. Die Lesebühne feiert morgen ihr 20-jähriges Jubiläum. SIEGESSÄULE sprach mit den Initiatorinnen Laura Méritt und Katrin Raum
Ihr ladet diesen Monat zu einer sehr besonderen Ausgabe. Was habt ihr geplant? Laura Méritt: Wir zelebrieren eine lesbische Lesesause. Gäste und Autor*innen aus 20 Jahren lesen aus ihren Lieblingsbüchern. Es wird verschiedene Performances geben zum Beispiel von Sigrid Grajek und Kaey.
Katrin Raum: Karen-Susan Fessel, Sharron de Mol, Susanne Billig, auch die Regisseurin Kerstin Polte und viele andere Lesben werden kommen. Amelie Protscher, die unseren Jingle komponiert hat, wird live am Klavier spielen.
L. M.: Wir wollen auch Party machen, tanzen, lachen, lesen, lecken – für das Buffet bringen alle Fingerfood. Im Séparée wird es eine „LesbErotic Lounge“ für Genießerinnen geben – bringt anregende Lektüre mit! Alle tragen dazu bei, dass es ein fotziges Fest wird.
An lesbischen Büchern fehlt es nicht. Wie trefft ihr die Auswahl, was bei euch gelesen wird? K. R.: Uns ist wichtig, Klassikerinnen der lesbisch-queerfeministischen Literatur vorzustellen. Und wir haben sehr kompetente Buchhändlerinnen, die uns zur Seite stehen: die Buchhandlung Zur schwankenden Weltkugel, die FrauenLesben-Buchhandlung und Dante Connection, alle von Frauen geführt.
L. M.: Eine gewisse Internationalität und Diversität mit reinzuholen ist natürlich wichtig. Wir sind für alles offen und stellen gerne auch mal eine Comiczeichnerin oder ein feministisches Magazin vor. Und Sex sollte immer dabei sein.
„Lesben mussten früher unter einem Pseudonym, oft einem männlichen Namen veröffentlichen, wenn sie wahrgenommen werden wollten.“
Was für Veränderungen in der lesbischen Literaturszene konntet ihr im Laufe der Zeit beobachten? L. M.: Lesben mussten früher unter einem Pseudonym, oft einem männlichen Namen veröffentlichen, wenn sie wahrgenommen werden wollten oder lesbisches Leben thematisierten – Patricia Highsmith zum Beispiel oder Marijane Meaker, die unter fünf verschiedenen Namen schrieb. Mit dem Quartett tragen wir dazu bei, dies sichtbar zu machen. Zu zeigen: Es gab und gibt uns zu allen Zeiten.
K. R.: Jetzt ist vieles natürlich publiker. Und trotzdem kriegen viele nicht mit, wie viele lesbische Autor*innen es eigentlich gibt.
L. M.: Es geht auch darum zu zeigen, dass sie eine breite Palette bieten. Von supergeil bis voll langweilig. Das ist vielleicht unser Charakteristikum: Es gibt keine andere Lesebühne, die lesbische Literatur so abfeiert und gleichzeitig so kontrovers und witzig diskutiert. Wir beschreiben uns ja auch als „kritisch, lustvoll, polemisch, erotisch“. Und: Lesen macht lesbisch!
„Es gibt keine andere Lesebühne, die lesbische Literatur so abfeiert und gleichzeitig so kontrovers und witzig diskutiert.“
Gibt es Momente, an die ihr besonders gern zurückdenkt? K. R.: Wir haben so viele großartige Veranstaltungen gehabt, die voller Überraschungen waren. Einmal saß die Autorin Antje Rávik Strubel im Publikum und widersprach unseren Interpretationen.
L. M.: Vor allem haben wir immer viel Spaß und Freude an Differenzen. Wir denken uns auch gern eine zum jeweiligen Buch passende Verkleidung aus oder Gäste bringen ein Accessoire mit. Das ist schon fast Literaturkabarett.
K. R.: Das ist Buchvermittlung auf eine verspielte Art. Manche Gäste singen, spielen ein Instrument oder performen auch. Das ist toll!
Lesen macht lesbisch –
Lesbisches Quartett Party!,
03.12., 19:00, Begine
begine.de
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