Kommentar

Schluss mit Meckern – geht tanzen! Ohne SchwuZ ist alles sinnlos

2. Sept. 2025 Manuela Kay
Bild: SchwuZ
Wildes Feiern im Jahr 2010, im damaligen SchwuZ am Mehringdamm

Ende Juli kam die Meldung, dass Deutschlands ältester, seit 1977 existierender queerer Club Insolvenz angemeldet hat. Berlins Community ist gefragt zu handeln, findet SIEGESSÄULE-Verlegerin Manuela Kay

Ein Leben ohne SchwuZ ist möglich – aber sinnlos. Die Meldungen über die finanzielle Krise im SchwuZ inklusive vieler Entlassungen und wenig später die Anmeldung der Insolvenz überraschten nur wenige. Denn das Verschwinden queerer Treffpunkte und der Subkultur ist leider an der Tagesordnung. Doch sollte das SchwuZ über die Klinge springen, bedeutet das mehr als nur ein Has-been. Fast alles, was wir heute als Pfeiler der queeren Community in Berlin begreifen, basiert auf einem Anfang im SchwuZ – inklusive SIEGESSÄULE.

Fast alles, was wir heute als Pfeiler der queeren Community in Berlin begreifen, basiert auf einem Anfang im SchwuZ – inklusive SIEGESSÄULE.

Meckern und Beschweren sind ja die Grundpfeiler des Miteinanders im queeren Berlin. Spätestens seit dem Umzug aus dem schäbigen Keller am Mehringdamm waren vielen die krasse Vergrößerung und Professionalisierung des SchwuZ nicht geheuer. Nicht ganz zu Unrecht, der Tempel im Rollbergkiez schien überdimensioniert.

Bild: Sally B
Die vielen Wege des SchwuZ, heute zu sehen in der fünften Location in Neukölln

Nach den Stationen in der Schöneberger Dennewitzstraße, der Fabriketage in der Kulmer Straße, der größeren, aber doch schrabbeligen Etage in der Hasenheide und schließlich am Mehringdamm wollte man mal was Schönes. Verständlich. Aber die derzeitige Location hat sehr viel mehr Berghain-Feeling, als es das SchwuZ und sein Publikum auf Dauer verkraften können. Von mit Matratzen ausgelegten Fabriketagen, in denen sich strickende Männergruppen trafen, um die Weltlage zu diskutieren und samstags mal Party zu machen, hin zu einem internationalen Nachtclub ist es vielleicht ein zu großer Spagat.

Back to the (grass) roots

Jede SchwuZ-Ära hatte ihre Vor- und Nachteile. Über jede wurde gemeckert. Jetzt ist Zeit, damit aufzuhören. Ja, die Eintrittspreise sind exorbitant gestiegen, die Musik nicht besser geworden. Aber es geht um das Vermächtnis von couragierten Schwulen, Dragqueens und später auch Lesben, trans Personen und anderen Queers, auf deren Schultern Berlins LGBTIQ*-Community heute steht.

Jede SchwuZ-Ära hatte ihre Vor- und Nachteile. Über jede wurde gemeckert. Jetzt ist Zeit, damit aufzuhören.

Ihr könnt die Partys im SchwuZ doof finden, die Drinks zu teuer, dem alten oder dem neuen Management Misswirtschaft vorwerfen und dann schmollend auf dem Sofa bleiben. Oder ihr könnt helfen etwas zu retten, das einzigartig in der Welt ist und ohne dessen Existenz wir kulturell und queer-politisch verarmen.

Vielleicht muss das SchwuZ wieder mehr zurück zu den Wurzeln. Erst mal muss es aber gerettet werden – und das ist unsere Aufgabe! Geht feiern! Wenn ihr glaubt, ihr seid zu alt, schickt eure Kinder oder Neffen und Nichten. Spendet Geld! Richtet eure Betriebsfeiern im SchwuZ aus. Beerdigungsfeiern. Eure Hochzeiten. Bietet dem SchwuZ an, was ihr eben zu bieten habt. Es ist Zeit, zurückzugeben, egal was vielleicht schiefgelaufen ist. Zeigt Großzügigkeit statt kleingeistiger Kritik. Auf dass wir noch lange im einzigartigen SchwuZ feiern können!

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