Erster CSD in Teltow-Fläming: Wenn du queer bist, musst du nicht wegziehen!

Die Queers in Teltow-Fläming sind stolz: Zum ersten mal organisieren sie einen CSD im Landkreis, holen ihre queeren Freund*innen zurück aufs Land und wollen allen zeigen: Wenn du queer bist, musst du nicht wegziehen! Unter dem Motto „Lasst es glitzern!“ demonstrieren sie am 12. Juli durch die Straßen von Luckenwalde. Los geht es um 13:00 am Bahnhof der Kreisstadt
„Gitzern ist nicht nur Feiern – Glitzern ist Protest. Glitzern bedeutet, sich nicht zu verstecken“, sagt Willi vom CSD-Organisationsteam. Es geht ihnen darum, Sichtbarkeit einzufordern. Sie wollen gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit im ländlichen Raum ein Zeichen setzen. „Dieses Jahr gehen wir nicht nur für Toleranz und Akzeptanz auf die Straße. Wir müssen wieder für unsere Rechte kämpfen“, sagt er. In Bad Freienwalde wurden jüngst zwei Menschen bei einer Kundgebung der Initiative „Bad Freienwalde bleibt bunt“ verletzt und in Brandenburg an der Havel werden Läden, die für den CSD Werbung machen, bedroht.
Angst haben die Aktivist*innen aus Teltow-Fläming nicht. Sie arbeiten mit Menschen zusammen, die die rechten Szene Brandenburgs kennen. Sie haben ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet und werden von der Partnerschaft für Demokratie Teltow-Fläming gefördert. Das Projekt des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ unterstützt Initiativen, Vereine und Einzelpersonen, die aufklären, widersprechen und handeln.
Punkig-politisches Line-up
Um 15:00 soll der CSD in Luckenwalde vor dem E-Werk enden. Dort, beim Sommerfest des regenerativen Kraftwerkes, Forschungslabors und Zentrums für zeitgenössische Kunst, wird auch Faravaz auftreten. Wie sie selbst sagt, hat sie 28 Jahren unter der Zensur des iranischen Regimes gelebt. Ihr neues Album „Azadi“ (Freiheit) sei ein Statement gegen politische Unterdrückung und ein Aufruf dazu, Tabus zu brechen und den eigenen Weg zu gehen.
„Die Bereitschaft, den ländlichen Raum zu unterstützen, ist groß.“
Im Interview mit SIEGESSÄULE sagt Willi: „Die Bereitschaft, den ländlichen Raum zu unterstützen, ist groß.“ Auch Lena Stoehrfaktor konnten die Aktivist*innen für sich gewinnen. Die selbsternannte „Terrorlesbe“ mischt seit 2005 von Berlin aus die Hip-Hop-Landschaft auf. „Ansonsten ist unser Line-up so rockig und punkig wie unser CSD“, sagt Willi, „So, wie es vor Ort notwenig ist, mit dem hohen AfD-Potential.“
Im April 2024 zog die AfD als stärkste Partei in den Kreistag von Teltow-Fläming ein. Im Dezember beschloss der Kreistag, das Gendern im Schriftverkehr der Verwaltung zu verbieten. Den entsprechenden Antrag hatten die CDU und der Bauernverband eingebracht, mit Zustimmung der AfD fand er eine Mehrheit.
LGBTIQ* können auch in Brandenburg ihren Platz finden
Im Juni 2025 haben die Aktivist*innen vom CSD-Organisationsteam vor dem Kreishaus Teltow-Fläming die Regenbogenfahne gehisst. „Auch im Landkreis Teltow-Fläming wollen wir Vielfalt nach außen demonstrieren“, sagt die Gleichstellungs- und Integrationsbeauftragte Romy Powils. Anders sieht es dieses Jahr vor dem Bundestag aus, bei dem auf den Beschluss von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner keine Regenbogen-Flagge wehen soll.
„Die Regenbogenfahne weht nicht nur für mich, sondern als Dank an all die kämpfenden Menschen vor mir. Aber noch wichtiger ist sie für diejenigen, die nach mir kommen.“
Willi hält das für ein falsches Signal. „Die Regenbogenfahne weht nicht nur für mich, sondern als Dank an all die kämpfenden Menschen vor mir. Aber noch wichtiger ist sie für diejenigen, die nach mir kommen“, sagt er. Die Aktivist*innen aus Teltow-Fläming wollen Menschen, die vielleicht noch mitten in ihrer queeren Identitätsfindung stecken, zeigen, dass sie auch in Brandenburg ihren Platz finden können.
Durch den CSD würden sich die Bürger*innen das erste Mal so richtig Gedanken machen, was queeres Leben hier in der Region bedeute, sagt Willi. Sie gehen in den Austausch miteinander. „Mit diesem Schritt – einen CSD in Teltow-Fläming zu organisieren – schreiben wir Geschichte und machen uns sichtbar und hörbar.“ Die Organisator*innen freuen sich dabei auch auf Unterstützung von umliegenden Orten wie Berlin. Die Interventionistische Linke Berlin organisiert beispielsweise eine gemeinsame Anreise vom Hauptbahnhof und vom Südkreuz aus.
CSD Teltow-Fläming
12.07., Startpunkt: 13:00, Bahnhof Luckenwalde
Info: instagram.com/csd_teltow_flaeming
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