Elberskirchen Hirschfeld Haus

Lesbenarchiv erklärt Austritt aus dem Projekt „Queeres Kulturhaus“

27. Feb. 2020 as
Bild: IvaBerlin CC BY-SA 3.0 Quelle
Eingang Spinnboden Lesbenarchiv

Das Spinnboden Lesbenarchiv zieht sich aus dem Berliner Prestigeprojekt eines Queeren Kulturhauses zurück. Grund ist u. a. die transfeindliche Ankündigung einer Veranstaltung des Vereins Queer Nations

Das Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek e. V. hat heute in einem öffentlichen Brief erklärt, dass es sich nicht mehr an dem vom Berliner Senat geförderten Projekt des Queeren Kulturhauses E2H (Elberskirchen Hirschfeld-Haus) beteiligen will. Grund dafür seien u. a. die politischen Positionen der ersten und zweiten Vorsitzenden des Projekts, „wie sie mit der transfeindlichen Ankündigung der IQN-Veranstaltung ,Transgender: Geschlechtergerechtigkeit passé?‘ beispielhaft deutlich“ wurden.

Zum Hintergrund: Gestern war auf taz.de ein Ankündigungstext zu einer von der Initiative Queer Nations (IQN) organisierten Veranstaltung mit „Aktivistin“ Gunda Schumann erschienen, der mit transphoben Äußerungen gespickt war. Darin wurde u. a. von Transgeschlechtlichkeit als ein „vom biologischen Körper abstrahierender Irrweg“ gesprochen. Die Moderation des Events sollte Taz-Redakteur Jan Feddersen übernehmen, der sowohl im Vorstand von Queer Nations als auch erster Vorsitzender des Queer Nations Partnerprojekts „Elberskirchen-Hirschfeld-Haus“ ist. Dieses hat das Ziel queere Berliner Bildungs- und Kultureinrichtungen unter einem Dach zu vereinen. Die Eröffnung ist 2022 am alten Standort der taz in der Rudi-Dutschke-Straße geplant.

Nach Veröffentlichung des Textes hatten Teile der Community auf Facebook und Twitter mit Empörung auf die Veranstaltung reagiert. Die Ankündigung war daraufhin entfernt worden und der Verlag der taz entschuldigte sich insbesondere bei trans* und nicht-binären Personen für die Wortwahl. Die Veranstaltung soll allerdings dennoch am 17.03.20 im Gebäude der Taz stattfinden. Der Titel wurde mittlerweile in „Transgender und Geschlechtergerechtigkeit“ umbenannt und auch der Inhalt soll neu konzipiert werden.

Einige an dem Queeren Kulturhaus beteiligten Projekte haben sich mittlerweile deutlich von der Veranstaltung distanziert. So betonte beispielsweise das FFBIZ-Archiv auf Facebook, dass das Haus zwar eine Herzensangelegenheit sei, es aber eine Beteiligung „um jeden Preis“ nicht geben werde.

Das Spinnboden Lesbenarchiv hat sich jetzt offiziell aus dem Projekt zurückgezogen. Nach der Einschätzung des Archivs würde es seiner einstigen Zielsetzung nicht mehr gerecht werden, „zu mehr queerer Sichtbarkeit und zu einer Beförderung von queerer Wissenschaft, Bildung und Kultur über die Hauptstadt hinaus“ beizutragen.

Zudem wurde kritisert, dass im E2H-Projekt inzwischen die Organisation von Veranstaltungen überwiege, „während die Sammlungs-, Forschungs- und Bildungsarbeit der beteiligten Projekte nicht in Erscheinung tritt. Strukturell werden die einzelnen beteiligten Projekte nicht als eigentliche Träger*innen des Projekts angesehen und nicht bei Entscheidungsprozessen einbezogen. Eine Integration der beteiligten Projekte in eine konkrete, transparente und integrative Projektplanung im Rahmen einer konstruktiven, respektvollen und verbindlichen Zusammenarbeit ist nicht erkennbar.“

Darüber hinaus betonte das Spinnboden Lesbenarchiv in ihrem Statement, dass es sich als Teil einer queeren Community verstehe, „die inklusiv arbeitet und vielfältige Lebensrealitäten wertschätzt sowie sich gegen jegliche Formen der Diskriminierung einsetzt.“

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Entsolidarisierend: Kritik an transfeindlichem Event bei der taz

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Update 2. März 2020

Auf der Webseite des Projekts „Queeres Kulturhaus E2H“ wurde heute in dessen Stellungnahme zur Kritik an der ursprünglich unter dem Titel „Transgender: Geschlechtergerechtigkeit passé?" angekündigten IQN-Lecture mitgeteilt, dass die Veranstaltung nicht stattfinden werde. Gunda Schumann habe sie zurückgezogen. Darüber hinaus wurde ein Statement zum Austritt des Spinbodens aus dem E2H-Projekt veröffentlicht.

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