Nachtleben in Berlin

Neustart: Darkroom-Bar Große Freiheit 114 und Connection Club

3. Nov. 2021 Michael G. Meyer
Bild: Sally B
Das neue Team vom Connection mit Dirk Maschke (rechts unten)

Zwei Szene-Hotspots gehen in diesem Herbst mit neuen Konzepten und neuen Teams an den Start: Die Friedrichshainer Darkroom-Bar Große Freiheit meldete sich bereits im Oktober im neuen Design aus der Corona-Pause zurück. Im November öffnet dann das renovierte Connection im Schöneberger Kiez seine Türen. Am Samstag wird die Wiedereröffnungsparty gefeiert. Michael G. Meyer hat mit beiden Teams über die Neuausrichtung der Läden gesprochen

Auch wenn man es schon nicht mehr hören kann – für Berlins queere Club- und Barbetreiber*innen ist die Corona-Krise nicht vorbei. Schulden haben sich angestaut, Mitarbeiter*innen müssen oft neu gesucht werden, und bei den Clubs ist der Neustart gerade erst angelaufen. Derweil wird in Berlin über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen diskutiert. Was das für den Club- und Barbetrieb in Zukunft bedeutet, ist noch unklar.

Die Bar Große Freiheit 114 in Friedrichshain ist im Oktober neu gestartet und hat neue Besitzer: „Ich mochte den Laden schon immer, und er war für mich in meiner Anfangszeit in Berlin eine der ersten Adressen“, sagt Danjel Mirko Zarte, einer der neuen Geschäftsführer. „Wir waren beim Kauf von dem Potenzial sofort überzeugt und hoffen, dass die Community uns treu und damit die Bar ein queerer Ort bleibt.“ Dennoch seien die vergangenen Wochen unsichere Zeiten gewesen: „Es war bis zum Schluss nicht wirklich sicher, ob wir wirklich öffnen können und unter welchen Bedingungen wir unseren Darkroom überhaupt betreiben können. Als es dann hieß, dass ein erneuter Lockdown ausgeschlossen werde, und die 2G-Regelung eingeführt wurde, waren wir auf jeden Fall sehr erleichtert. Jetzt hoffen wir einfach, dass wir im Winter nicht schließen müssen.“

Auch im Connection, dem einzigen noch verbliebenen Szeneclub im Schöneberger Kiez, waren die vergangenen Monate nicht einfach, sagt der neue Clubmanager Dirk Maschke. Man habe aus der Not eine Tugend gemacht und etappenweise aufwendig renoviert und umgebaut, fast alles wurde rausgerissen und neu gestaltet: „All das wäre ohne die Unterstützung des Staates niemals möglich gewesen und wir sind dafür sehr dankbar. Wir vermissen unsere Gäste und können es kaum erwarten, unsere Türen am 06.11. wieder für alle Clubgänger*innen und Lounge-Besucher*innen zu öffnen.“

Ein sexpositiver Ort

Auch in der Großen Freiheit 114 will man mit neuem Konzept neue Besucher*innen anlocken, hofft Danjel Mirko Zarte: „Wir bieten Bar, Tanz, Sex und Kultur. Mit unserem Veranstaltungsprogramm wollen wir auch Menschen anlocken, die bisher noch keine Erfahrung mit dem Konzept des ,beruhigten Gastraums‘ haben. Ich glaube, es gibt viele Menschen, die da Berührungsängste haben – und zwar nicht nur unter den Heteros. Uns ist wichtig, dass jede*r willkommen ist, ganz egal welche Sexualität die Person hat, daher haben wir uns auch ,Queer & Friends‘ auf das Schild geschrieben. Wir sind einfach ein sexpositiver Ort, an dem man Spaß haben kann. Wir wollen die Große Freiheit 114 zu einem Ort der Begegnung machen.“

Zur Neueröffnung hat das Team sogar den einen oder anderen Willkommensgruß aus der Szene erhalten, was die Macher*innen der Freiheit sehr gefreut hat. „Unser Eröffnungswochenende wurde sehr positiv angenommen, das war toll. Ich möchte mich auch allerliebst bei allen Gästen, meinem Team sowie bei unseren Nachbarn bedanken. Und auch meinen herzlichen Dank an Patsy l’Amour laLove, Fabienne du Neckar, Betty BücKse und Kaey, die ganz hervorragende Türsteherinnen waren.“

Bild: Sally B
Danjel Mirko Zarte, neuer Co-Betreiber der Großen Freiheit 114

Kein Sexclub-Image mehr

Auch das Connection will mit dem Umbau neue Gäste anziehen und alle Mentalitäten bedienen: die Disco-Queens, die sich gleich ins Getümmel schmeißen ebenso wie die Schüchternen, die lieber erst mal zuschauen wollen, sagt Dirk Maschke: „Um all das zu realisieren, wurde im Mainfloor eine neue Ebene geschaffen, auf der nicht nur wunderbar das Treiben im Club beobachtet, sondern auch auf Augenhöhe mit dem DJ gefeiert werden kann. Die Tanzfläche ist nun klar vom Laufweg ins Basement getrennt und doppelt so groß wie vorher. Außerdem ist sie nun mit einer Acht-Punkt-Beschallung ausgestattet, die das Gefühl vermittelt, in die Musik einzutauchen und nicht von einem der Lautsprecher angebrüllt zu werden.“

„Wir wollen wieder ein Ort der Diversität sein."

Ganz wichtig ist den Connection-Machern, nun mehr Kontinuität ins Programm zu bekommen, der Club stehe für gute elektronische Musik. Davon erhofft man sich, das Profil zu stärken, sodass die Gäste sich nicht mehr fragen müssen: Welche Musikrichtung läuft und was muss ich anziehen? Dirk Maschke: „Wir wollen weg von dem Image eines Sexclubs und eine klare konzeptionelle Abgrenzung zum Connection Kino + Shop. Der Connection Club ist ein queerer Club für Schwule, Lesben, bi-, trans- und intersexuelle Menschen. Aber auch für gayfriendly People. Die Zeiten von „Men only“ sind längst überholt und nicht mehr zeitgemäß. Wir wollen wieder ein Ort der Diversität sein. Natürlich wird es auch weiterhin die Möglichkeit geben, ab ein Uhr den Cruising-Bereich zu nutzen, aber es ist und bleibt ein Add-on für unsere Gäste. Es ist nicht das, was uns ausmacht.“ 

So blicken die Macher vom Connection und die neuen Besitzer der Großen Freiheit 114 erst mal hoffnungsvoll auf die nächsten Monate – auf dass wieder mehr Normalität ins queere Nachtleben kommt. Und Normalität ist hier ausnahmsweise mal ganz positiv gemeint.

Connection Club – The Big Opening
06.11., 22:00, Connection

grosse-freiheit-114.de

connection-berlin.de

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