„Nicht aufgeben!“ – neues Comic-Sachbuch zur Zukunft des Feminismus
Was bedeutet Feminismus heute für junge Menschen, die teils mit ganz anderen Problemen konfrontiert sind als Feminist*innen früherer Generationen? Die Französin Lauraine Meyer erklärt in acht Kapiteln des Comic-Sachbuchs „Feminists in Progress“ die wichtigsten Entwicklungen einer Bewegung
Am 8. März ist Internationaler Frauen*kampftag. Die einen finden, man sollte ihn abschaffen, weil Frauenbelange das ganze Jahr eine Rolle spielen müssen. Die anderen nutzen ihn für Sichtbarkeit, um auf noch immer bestehendes Ungleichgewicht hinzuweisen. Und dann gibt‘s noch jene, die jedes Jahr erneut fragen: „Wozu braucht ihr den eigentlich noch? Ihr habt doch quasi schon alles erreicht.“ Das sind übrigens nicht selten dieselben, die auch erklären: „Also ich habe wichtigere Probleme als zu gendern.“ Oder sich beschweren: „Seit #metoo kann ich gar nicht mehr entspannt Frauen ansprechen.“
Ist das so? Haben wir schon alles (und wer ist eigentlich „wir“)? Und: Was ist es nur immer mit der Gleichberechtigung (egal welche marginalisierte Gruppe sie betrifft), dass sie stets gegen erhebliche Widerstände erkämpft werden muss? Wie war das noch mal mit „Alle Menschen sind gleich“?
Die Rechte von Frauen sind niemals endgültig erreicht
Diese oder ähnliche Fragen muss sich auch Comic-Künstlerin Lauraine Meyer gestellt haben. „Dass die Rechte der Frauen tatsächlich niemals endgültig erreicht worden waren“ – diese Erkenntnis inspirierte sie, wie sie im Vorwort verrät, zu ihrem Erstlingswerk. In deutscher Übersetzung erschien ihr Sach-Comic „Feminists in Progress“ nun im Carlsen Verlag. Ein – auf den ersten Blick – super Geschenk für Familienmitglieder und Freund*innen jüngeren Alters ist er auch für alle anderen lesenswert! In acht Kapiteln beleuchtet und hinterfragt der Comic Klischees, Stereotypen und hartnäckig bestehende Halb- und Unwahrheiten.
„Kurz, knapp und knackig geht es um die verschiedenen historischen Wellen des Feminismus, um Sexismus, Geschlecht, Beziehungen, Körper, Sexualität, Mutterschaft.“
Kurz, knapp und knackig geht es um die verschiedenen historischen Wellen des Feminismus, um Sexismus, Geschlecht, Beziehungen, Körper, Sexualität, Mutterschaft. Und darum, nicht aufzugeben. Denn das letzte Kapitel beschäftigt sich ganz explizit damit, wie und wohin sich der Feminismus entwickeln kann und sollte, im Großen wie im Kleinen, also im Privaten wie im Öffentlichen. Schwungvoll wechselt Meyer zwischen Kulturgeschichte, historischen Herleitungen, medizinischen Erkenntnissen, persönlichen Anekdoten und populärkulturellen Beispielen wie Filmen, Serien, Interessantem aus sozialen Medien. Wie dem „Sex – Tasse Tee“-Vergleich (ursprünglich als Video gemeinsam von der britischen Thames-Tal-Polizei und dem Animationsstudio Blue Seat entwickelt): Hier wird durchexerziert, was einvernehmlicher Sex bedeutet, indem statt diesem die Metapher „Tasse Tee“ verwendet wird.
Die Erzählart und der ironische Ton erinnern an Liv Strömquists feministische Comic-Essays, während zeitgleich Grundsätzliches erklärt wird. Beispiele und Fußnoten machen wiederum Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland deutlich. Ganz klarer Bonus: das anhängende Glossar und die Liste für Interessierte, sich weiter zu informieren, die die Redaktion des Verlages extra für deutsche Leser*innen angepasst hat. So kann Sachliteratur – oder besser Sach-Comic – also auch aussehen. Hurra!
Lauraine Meyer: „Feminists in Progress“, (a. d. Frz. v. Marion Herbert),
Carlsen Verlag, 248 Seiten, 26 Euro
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