Busfahrten zu CSD-Demos

Pride Soli Ride und Co. – Zur CSD-Saison nach Osten fahren

22. Juni 2025 Marlon Jungjohann
Bild: PantheraLeo1359531 CC BY 4.0 Quelle
Demo-Schild beim CSD Hof 2025: „Kunterbunt statt kackbraun“

Am CSD-Wochenende fanden unter anderem in Marzahn rechte Gegendemonstrationen statt. Nur eine Woche zuvor wurde das Vielfaltsfest in Bad Freienwalde angegriffen – die rechte Aggression nimmt zu, der Ton wird rauer. Doch die Community rückt zusammen: Initiativen wie Pride Soli Ride organisieren auch dieses Jahr Fahrten von Berlin zu CSDs in Regionen, in denen LGBTIQ* besonders unter Druck stehen

Am 3. August 2024 war die Lage im brandenburgischen Rathenow ernst. Das örtliche Kinder- und Jugendparlament rief erstmals zum CSD auf. Queeres Leben existiert auch in der ostdeutschen Provinz – diese Botschaft trugen bis zu 200 Teilnehmende an diesem Tag auf die Straße. Doch schon am Startpunkt lauerten Rechtsextreme dem Demozug auf. „Zunächst haben uns ältere Rechte vom Straßenrand aus beobachtet“, erinnert sich Laura, die zur Pride-Premiere aus Berlin angereist war. „Nach der Zwischenkundgebung“, sagt sie im Interview mit SIEGESSÄULE, „sind faschistische Jugendliche bei uns mitgelaufen und haben gebrüllt.“ Solchen bedrohlichen Aufmärschen setzt Laura etwas entgegen: Mit der antifaschistischen Initiative Pride Soli Ride organisiert sie solidarische Fahrten aus Berlin zu CSDs auf dem Land. Von Bautzen bis Zeitz hat die Initiative LGBTIQ* aus der Hauptstadt für 13 Demos mobilisiert. „Was engagierte Menschen in der Region vor Ort leisten, ist immens wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sagt Laura. „Das braucht Solidarität.“

„Was engagierte Menschen in der Region vor Ort leisten, ist immens wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das braucht Solidarität.“

Im vergangenen Jahr protestierten rechtsradikale Jugendgruppen und Anhänger*innen rechtsextremer Parteien in 27 ostdeutschen Städten gegen die friedlichen CSDs, wie das Berliner „Center für Monitoring, Analyse und Strategie“ in der Studie „Eine neue Generation von Neonazis: Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen im Jahr 2024 durch rechtsextreme Jugendgruppen im Internet“ dokumentiert.

Mehrfach habe die Polizei Teilnehmende vor Angriffen schützen müssen. Weitgehend glimpflich verlief immerhin der erste CSD in Rathenow. Vom Kollektiv Queeres Rathenow heißt es auf Anfrage: Nur dank der Schulterschlüsse mit solidarischen Gruppen „konnte unser Umzug so groß werden und ein deutliches Zeichen für queere Sichtbarkeit setzen“. Das zeigt, warum solche Aktionen auch 2025 wichtig bleiben.

Gemeinsam zum Budapest Pride 2025

Die LGBTQ*-Community in Ungarn steht unter starkem Druck. Das Berliner Kulturzentrum Regenbogenfabrik fährt vom 26. bis 29. Juni im Reisebus zum CSD nach Budapest, der trotz Verbot stattfinden soll.

Ermöglicht wird die Fahrt durch den Solibus e. V. – ein Verein, der einen Bus für emanzipatorische Initiativen bereitstellt. Unterkunft in Mehrbettzimmern, Selbstbeteiligung 50 Euro, Spenden zur Unterstützung sind willkommen.
Anmeldung: budapestpride2025@riseup.net.

Unter dem Namen CSD verteidigen finden sich außerdem Gruppen und einzelne Menschen in ganz Deutschland als neue Bewegung zusammen. Dezentral organisiert, will diese sich der Gewalt gegen CSDs vor Ort entgegenstellen, so ein Sprecher, der berichtet, dass CSD verteidigen von Mitgliedern der Organisation Pride Rebellion gestartet wurde. Problematisch ist allerdings: Diese relativiert in einem Instagram-Post den Angriff der Hamas auf Zivilist*innen in Israel und nennt ihn „legitim“, ungeachtet der dokumentierten Verbrechen. Auch steht Pride Rebellion der Jugendorganisation der türkischen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei, der radikalisierten Young Struggle, nahe. Abstand zu Haltungen der Pride Rebellion nimmt CSD verteidigen nicht.

Auf Nachfrage von SIEGESSÄULE erklärt der Sprecher, Mitglieder von Pride Rebellion seien in einigen regionalen Gruppen stärker, in anderen weniger vertreten. CSD verteidigen wolle über den politischen Differenzen einzelner Akteur*innen innerhalb der Bewegung stehen „und unter dem gemeinsamen Nenner des Antifaschismus auf die CSDs fahren“.

Bei Pride Soli Ride grenzt man sich von CSD Verteidigen ab. Nach einem gelungenen Auftakt im Frühjahr 2024 und bis zu 50-köpfigen Gruppenfahrten engagiert sich in der aktuellen Saison nur noch ein sehr kleines Team in dem Projekt und plant Fahrten zu queeren Events in diesem Jahr eher spontan.

Vielmehr will man die Kontakte zu CSDs ausbauen und Öffentlichkeitsarbeit für einzelne solidarische Fahrgemeinschaften leisten. Deshalb sammelt Pride Soli Ride online Spenden für Pride-Veranstalter*innen und aktiviert Supporter*innen für Events. Termine und Treffpunkte teilt die Gruppe auf Social Media und über ihren öffentlichen Gruppenchat in der Messenger-App Telegram.

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Update 23. Juni 2025

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Printausgabe. Die Verbindungen von Pride Rebellion zu Young Struggle haben wir online ergänzt.

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