Queer Ping Pong im Gropius-Bau: „Wir nehmen spielerisch Räume ein“
Beim „Queer Ping Pong“ im Martin-Gropius-Bau spielen vor allem FLINTA* einander die Bälle zu, während queere DJs die Soundkulisse gestalten. Wir sprachen mit Gründerin Yeşim Duman über die Verbindungen zwischen Pingpong, Musik und Community
Clubkultur trifft auf Tischtennis: Seit September liefern sich Berliner Queers im Lichthof des Gropius-Baus Matches mit Schläger und Ball, während DJs aus der FLINTA*-Community dazu live ihre Beats zum Besten geben. Für die Erfinderin des „Queer Ping Pong“ ergibt diese kuriose Kombination durchaus Sinn: „Sowohl Tischtennis als auch Clubkultur haben mit Rhythmus und Bewegung zu tun“, sagt Yeşim Duman, DJ und Mitgestalterin des Pop-Kultur-Festivals. Hunderte Menschen habe die Event-Reihe bislang angezogen.
Der Geistesblitz für „Queer Ping Pong“ durchfuhr Duman mitten in der Pandemie. Die Aktion vereint ihren Job in der Clubszene mit ihrer Leidenschaft aus Jugendtagen. „Tischtennis war mein Leben. Sport hat mich immer abgeholt und mich gestärkt. Man lernt beim Pingpong viel über Fairness und Kommunikation.“ Als der Senat im Lockdown 2020 ein Tanzverbot für die Berliner Clubs aussprach, entdeckte Duman ihr altes Hobby wieder. Doch in den Parks der Hauptstadt fiel ihr auf: „Es gab wenige FLINTA* an der Tischtennisplatte, dafür immer viele cis Männer.“ Weiblich gelesene Menschen, so mutmaßt Duman, seien schnell davon abgeschreckt, selbst die Platten für sich zu beanspruchen. Daher entwickelte sie „Queer Ping Pong“, um FLINTA* in der Pandemie zu ermutigen, Orte in der Öffentlichkeit einzunehmen. „Sie konnten herkommen und bei einem Mindestabstand von eineinhalb Metern um die Tischtennisplatte tanzen“ – und auf diese Weise das Tanzverbot umgehen.
Queere und postmigrantische Netzwerke stärken
Seitdem hat Duman das Tischtennis-Event für feministische Kulturprogramme in ganz Deutschland und für das Goethe-Institut in Istanbul organisiert. Im Rahmen der aktuellen Retrospektive des thailändischen Performancekünstlers Rirkrit Tiravanija hat auch der Gropius-Bau Duman eingeladen, acht Tischtennisplatten zu bespielen. Zweimal hat das Gratis-Event bereits den Lichthof des mächtigen preußischen Museumsbaus in eine „Utopie“ für FLINTA* verwandelt, wie Duman es formuliert. Am 15. Dezember stehen die Türen zum Saal erneut offen. „Wir nehmen spielerisch Räume ein“, sagt Duman. „Sport in Verbindung mit Popkultur motiviert Menschen dazu, aktiv teilzunehmen.“
„Wir nehmen spielerisch Räume ein. Sport in Verbindung mit Popkultur motiviert Menschen dazu, aktiv teilzunehmen.“
Um elf Uhr vormittags geht es mit Pingpong los, dann spielen die DJs ihre Sets, darunter Drag-Artist Olympia Bukkakis und der*die chinesische Künstler*in Yinan. Auch Rapperin Ebow performt am Abend. Bis 18 Uhr stehen Kellen und Bälle für all diejenigen bereit, die im Einzel- und Doppelspiel oder im Rundlauf gegeneinander antreten. Eine Eintrittskarte für das Museum benötigen Teilnehmende nicht. Wer im Turnier ab 13 Uhr antreten möchte, muss sich vorab per E-Mail registrieren und spätestens um 12 Uhr erscheinen.
Duman betont: „Es geht nicht darum, gut zu spielen oder zu gewinnen. Im Mittelpunkt steht, dass Menschen zusammenkommen und kommunizieren.“ Mit „Queer Ping Pong“ will sie den Zusammenhalt zwischen unterschiedlichen Communitys stärken: „Indem wir queere, postmigrantische DJs einladen, sprechen wir auch deren Communitys an“, so Duman, selbst Person of Color. „ich möchte unterschiedliche Menschengruppen zusammenzubringen: Junge spielen gegen Ältere, Tischtennis-Nerds gegen Anfänger*innen. Auch diejenigen, die nur zuschauen, können sich die DJ-Sets anhören oder miteinander ins Gespräch kommen.“
Vorerst enden die „Queer Ping Pong“-Spiele im Gropius-Bau mit dem Event im Dezember. Aufgrund der hohen Nachfrage soll es aber weitergehen: Duman sucht bereits neue Locations für ihr Herzensprojekt.
Queer Ping Pong
15.12. ab 11:00
Martin-Gropius-Bau
DJs: Yinan, Olympia Bukkakis, Sarah Farina, Liveact: Ebow
berlinerfestspiele.de/gropius-bau/queer-ping-pong
Kontakt: queerpingpong@gmail.com
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