„Sibel’s Journey“

Queeres Computergame braucht Unterstützung

27. Apr. 2021 Cristian D. Magnus

Das Berliner Projekt Food for Thought hat das Computerspiel „Sibel’s Journey“ entwickelt, das Kinder und Jugendliche in ihrer sexuellen Identitätsbildung unterstützen soll. Nachdem wir das Projekt in unserer Dezember-Ausgabe vorgestellt hatten, waren wir so begeistert, dass wir uns entschieden haben, es mit SIEGESSÄULE als Medienpartnerin weiterhin zu supporten. Bei Teammitglied Anja Thonig haben wir nachgefragt, wie es um die Entwicklung des Spiels steht

Anja, kannst du uns nochmal sagen, wer ihr seid und worum es bei eurem Spiel „Sibel’s Journey“ geht? Wir sind ein Berliner Kreativkollektiv aus der Games-Branche. Unser Team umfasst etwa neun Personen, die alle gemeinsam das Spiel entwickelt haben. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Computerspiele zu entwickeln, die einen pädagogischen und aufklärerischen Anspruch haben. Dabei sind die Ziele der Spiele genauso divers wie unser Team. Von LGBTIQ* bis hin zu Straight Allies sind alle mit an Bord. Die Themen von „Sibel‘s Journey“ drehen sich vor allem um LGBTIQ*, Gender, Geschlechtsidentitäten und Sexualität. Wir versuchen, das Thema sexuelle Vielfalt nicht isoliert zu betrachten. Unser Spiel beinhaltet diverse Charaktere, die auch unterschiedliche Hintergründe und Körpertypen haben.

Und wie genau wird „Sibel’s Journey“ gespielt? Das Spiel richtet sich an Jugendliche ab elf Jahren. Sie spielen in verschiedenen Episoden den Charakter von Sibel. Sie reist nach Berlin, um ihre Tante zu besuchen, und sie trifft dort ihre gute Freundin Sarah, die ihr ein Geheimnis anvertrauen will. Auf der Suche nach Sarah gelangen die Spielenden an verschiedene Orte, wo sie mehr über die Themen Sexualität, Gender, Körper und Konsens erfahren. Bei der Entwicklung des Spiels und der Inhalte haben wir mit verschiedenen Gruppen zusammengearbeitet, wie beispielsweise Queerformat. Wir wünschen uns, dass die Jugendlichen einen angeleiteten und unbeschwerten Zugang zu den genannten Themen finden können.

Welche bekannten Berliner Orte sind im Spiel nachgebildet? Wir haben natürlich versucht, bekannte Orte einzubinden. Sie werden nicht eins zu eins namentlich verwendet, aber uns war sehr wichtig, dass man direkt erkennt, dass das Ganze in Berlin spielt. So haben wir zum Beispiel den Hauptbahnhof, den Südblock, den Görlitzer Park oder die U-Bahn als Inspiration genommen.

Spielbare Grundversion im Juni

Wo steht denn die Entwicklung des Spiels momentan? Als wir zuletzt sprachen, lief eure erste Crowdfunding-Kampagne. Wir sind mit der Entwicklung des Spiels sehr weit gekommen. Leider hat auch uns die Corona-Pandemie schwer getroffen. Bei einem unserer wichtigsten Teammitglieder sind mehrere Menschen im Umfeld an COVID-19 erkrankt und verstorben, was sehr traurige Ereignisse waren. Es war auch schwer, während einer allgemeinen und wirtschaftlichen Krise finanzielle Unterstützung in einer Crowdfunding-Kampagne zu bekommen. Viele sind verunsichert oder hatten nur noch beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung. Letztlich konnten wir die von uns anvisierte Mindestsumme aber erreichen und waren sehr glücklich. Die ersten vier Episoden des Spiels sind nun hergestellt und das Voice Acting der Figuren befindet sich in den letzten Zügen. Wenn alles läuft wie geplant, ist die spielbare Grundversion im Juni fertig. Ab September könnte es dann vielleicht sogar schon mit Workshops losgehen, in denen das Spiel angeboten wird. Wir möchten es aber noch weiterentwickeln. Das Spiel würde sehr davon profitieren, wenn die Spielenden noch weitere Minigames im Spiel angeboten bekämen. Wir haben viele Ideen und nehmen nun am Wettbewerb „Mitwirken“ der Hertie Stiftung teil.

Anja Thonig

Was müsst ihr tun, um in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein? Wir müssen bis zum 19. Mai 10.000 Euro bei unserer nächsten Crowdfunding-Kampagne einwerben. Den dabei erfolgreichsten Projekten gibt die Stiftung dann noch mal 10.000 Euro obendrauf. Das ist für uns eine große Chance, um „Sibel’s Journey“ auszubauen.

Wird es euer Spiel im Handel zu kaufen geben?
Momentan wollen wir es nicht im Handel anbieten. Da es sich um ein sehr sensibles Thema handelt, möchten wir das Spiel nur Bildungsträgern und Schulen zur Verfügung stellen. Uns ist sehr wichtig, dass die Inhalte des Spiels nicht für sich alleine stehen. Es sollte einen geschützten und professionellen Rahmen geben, in dem die Spielenden das Gespielte besprechen können. Darum planen wir auch, die Workshops mit Bildungsträgern wie Andersartig e. V. anzubieten. Interessierte Einrichtungen können uns jederzeit gerne für eine Kooperation ansprechen.

„Sibel’s Journey“ könnt ihr hier unterstützen

Team von „Food for Thought“

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