Kommentar

Solidarität und Sichtbarkeit zur Pride-Saison in Brandenburg

29. Mai 2024 Christoph R. Alms
Bild: Stefan Fiedler
Der politische CSD in Cottbus.

Die CSD-Saison hat begonnen, vor allem in Brandenburg. Dort versuchen Gruppierungen in Neuruppin wegen vermeintlicher „Kindeswohlgefährdung“ CSD-Events zu verbieten und der CSD in Wittenberge wurde wegen fehlenden Fördergeldern und Personalmangel abgesagt. Christoph R. Alms erklärt warum es wichtig ist, im Superwahljahr auf die Straße zu gehen

Als Berliner*in scheint man bei Brandenburg im besten Fall an malerische Landschaften oder an den Spreewald zu denken. Queere Vielfalt wird vermutlich nicht unter den Top 5 sein. Dabei hat das benachbarte Bundesland zur Pride-Saison einiges zu bieten – und kann Unterstützung aus Berlin nur zu gut gebrauchen. Während bereits am ersten Maiwochenende der CSD Potsdam e. V. sein 30-jähriges Jubiläum u. a. mit dem zweitägigen Straßenfest „Queensdays” beging, findet dort am 15. Juni mit einer Fahrraddemo schon das nächste Pride-Event statt. In Frankfurt/Oder und Słubice wiederum wird ein grenzübergreifender CSD organisiert. Immer wieder berichten Teilnehmer*innen vom beeindruckenden Gefühl, mit dem Pride-Umzug im polnischen Słubice zu starten, dann über die Stadtbrücke den mächtigen Grenzfluss Oder und somit die Landesgrenze Polen-Deutschland ohne Kontrollen zu überschreiten. Nicht ohne Grund gilt dieser CSD als einer der europäischsten des Landes. Ein Kontrastprogramm zu vielen von Feierei dominierten Prides gibt es in Cottbus. In Brandenburg findet sich kaum ein politischerer CSD als in Cottbus und der Niederlausitz, da hier nach wie vor wichtige Aufbauarbeit gegen Queerfeindlichkeit geleistet wird. Doch nicht zu vergessen sind auch die vielen kleineren Prides: Brandenburg an der Havel, Oberhavel (Oranienburg), Falkensee, Bad Belzig, Bernau, Eberswalde, Angermünde, Neuruppin, Rheinsberg und Ludwigsfelde.

Fehlende Fördergelder

Besonders wichtig ist jedoch der Umstand, dass in Brandenburg mit Kommunal- und Europawahlen im Juni und Landtagswahlen im September 2024 ein Superwahljahr angebrochen ist. Dabei geht es für die queeren Communitys in Brandenburg um einiges – während man in Berlin knapp 180.000 Euro für eine Kampagne und einen Festakt zum ersten landesweiten Magnus-Hirschfeld-Tag ausgeben kann, umreißt dieser Betrag in Brandenburg etwa die Hälfte der Finanzierungssumme für Maßnahmen gegen Queerfeindlichkeit für ein ganzes Förderjahr. Mehr noch, derzeit ist offenbar noch nicht einmal klar, ob der unter der derzeitigen Regierung und mit Beteiligung der queeren Communitys weiterentwickelte Aktionsplan „Queeres Brandenburg” fortgeschrieben und weiterfinanziert wird. Ebenso fraglich ist, ob die Landeskoordinationsstelle für LGBTIQ*- Belange bestehen bleibt, da auch hier Schwierigkeiten hinsichtlich einer kontinuierlichen Förderung existieren. Und ja, auch im Jahr 2024 sind Themen zum Schutz von queeren Menschen an der Tagesordnung: Hetze und Hassgewalt u. a. gegen queere Geflüchtete, Jugendliche und junge Erwachsene oder gegen trans*, inter* und nicht binäre Menschen, dazu angezündete Regenbogenfahnen und derzeit gleich drei Wahlkämpfe, in denen Queers von Rechten als Ursache für gesellschaftliche Probleme instrumentalisiert werden.

„Somit steht fest: Auf, auf nach Brandenburg! Gründe gibt es genug."

Herausforderungen, die es sowohl auf kommunaler und landesweiter als auch mit Unterstützung der europäischen Ebene mutiger und wesentlich konsequenter anzugehen gilt. Doch hierfür ist Solidarität mit Brandenburger Queers ebenso wichtig wie eine möglichst hohe Sichtbarkeit zur Pride-Saison in Brandenburg vor Ort. Somit steht fest: Auf, auf nach Brandenburg! Gründe gibt es genug.

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