Style Files x Rhi Dancey: Knallige Designs auf Mesh

Die Entwürfe der britischen Designerin Rhi Dancey sind sexy, queer und laut – maximale Verspieltheit statt minimalistischer Uniform. Ihre Mode feiert das innere Kind und die Kreativität, die uns allen innewohnt. Ein Porträt
In Rhi Danceys Studio türmt sich ein bunter Kosmos aus Stoffen, Skizzen, Texturen, knalligen Farben, dazwischen pinke, flauschige Stühle und rosa Spielzeugbären. Man merkt: Rhi hält nichts von Minimalismus. „Dieser Raum ist wie mein Gehirn“, sagt sie lachend. „Auch wenn alles ganz verschieden ist, passt es trotzdem zusammen.“

„Mode ist oft zu ernst. Dabei sollte Verkleiden ein Ritual sein, um das innere Kind zu heilen.“
So ist auch ihre Mode: verspielt und feminin, auf den ersten Blick süß und sexy – aber mit einem Hauch von Düsternis, sichtbar etwa in den weinenden Gesichtern und Bunnys mit Chokern, die als Prints auf den Looks auftauchen. Es ist eine Ästhetik, die bewusst mit Ernsthaftigkeit bricht: „Mode ist oft zu ernst. Dabei sollte Verkleiden ein Ritual sein, um das innere Kind zu heilen“, sagt sie.
Aufgewachsen in Wales fühlte sich Rhi früh „außerhalb aller Schubladen“. Ein Studium für Menswear-Tailoring in Brighton sollte Ordnung bringen – stattdessen verließ sie die Uni frustriert, zog nach Berlin und arbeitete als Styling-Assistentin. Als die Pandemie begann, hatte Rhi gerade wieder einen Mietvertrag in London unterschrieben – kurz darauf kam der Lockdown. Über Nacht brachen als Freelancerin alle Jobs weg. „Ich dachte: Fuck, was mach ich jetzt?“, so Rhi.
Inmitten der Unsicherheit besann sie sich auf das, was sie dahatte: Stoffe, vor allem Mesh. „Ich hab einfach angefangen zu nähen. Dinge, die mir gefallen.“ So wurde aus der Krise 2020 der Anfang ihrer Marke. In einem Studio für 100 Pfund Miete in Canary Wharf machte Rhi weitere Entwürfe, fotografierte Freund*innen in ersten transparenten Tops und sah zu, wie die Follower-Zahlen explodierten.

„Ich will, dass man sich sexy fühlt. Wie ein Schalter, man zieht meine Sachen an, und ein Alter Ego erwacht.“
Gemeinschaftsbildung stand für Rhi, die sich selbst als „DM-Warrior“ (DM=Direct Message) beschreibt, dabei immer im Vordergrund. Ihre erste Kollab realisierte Rhi 2020 mit der in Berlin lebenden Künstlerin Rafaella Braga. Bragas surreal-verspielte Zeichnungen, weinende Augen und amorphe Körper, wurden auf Mesh zu tragbaren Emotionen. „Mich fasziniert, wie Künstler*innen eigene Welten erschaffen und sich diese in etwas übersetzen lassen, das wir am Körper tragen, um uns auszudrücken“, sagt Rhi. Ihre Kleidung solle etwas bewegen. „Ich will, dass man sich sexy fühlt. Wie ein Schalter, man zieht meine Sachen an, und ein Alter Ego erwacht.“
SIEGESSÄULE-Redakteur*in Lara Hansen spottet jeden Monat queere Modetrends. Ihr habt ein eigenes Label oder eine coole Idee? Slide into their DMs @larahansen
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